4 Schritte, um Vertrauen ins Unbekannte zu finden
Ich sitze in einer heißen Grotte im Thermalbad. Die Luft ist neblig, sehr warm und ich spüre, wie sich immer mehr Schweißtropfen auf meiner Stirn bilden. Meine Augen sind geschlossen, ich atme ruhig und genieße das Schwitzen. 10 bis 15 Minuten sind vielleicht vergangen, als es plötzlich zu zischen, zu sprudeln und zu pfeifen beginnt. Auch wenn ich meine Augen geschlossen habe weiß ich, dass sich der Nebel verdichtet. Es wird heißer. Und heißer. Und heißer. Ich bekomme Angst. Mein Atem stockt. Meine Atemwege verengen sich. Ich kriege schlecht Luft, fühle mich wie zugeschnürt. Meine Gedanken warnen mich: „Geh raus, bevor dein Kreislauf versagt!“ Doch ich reagiere nicht auf sie. Ich kenne meinen Verstand und die Angst. Sie will mich schützen, aber ich erlaube ihr nicht (mehr) ungeprüft die Führung zu übernehmen. Ich bemerke meine Gedanken und löse mich bewusst von ihnen, um wieder in meinem Körper anzukommen. Mein Körper darf entscheiden, ob ich noch kann oder nicht und ich spüre nach, wie es mir geht.
Mein Gesicht ist heiß. Unfassbar heißt. Es brennt regelrecht. Meine Hände, die nach oben geöffnet auf meinen Oberschenkeln liegen ebenfalls. An den Füßen ist es am wenigsten heiß. Mein Kreislauf ist stabil. Ich entspanne mich mehr und mehr in die Situation hinein, erlaube mir da zu sein, wo ich bin und die Kontrolle loszulassen. Ich vertraue meinem Körper. Ich übergebe ihm die Führung. Er kommt mit der Situation zurecht. Er kann das, das weiß ich. Und er zeigt mir, wenn er nicht mehr kann. Auch das weiß ich. Deswegen lasse ich los, vertraue und bleibe mit ihm verbunden. Ich spüre und atme. Es bilden sich immer mehr Schweißtropfen auf meiner Stirn, laufen über meine Wimpern und tropfen auf meine Oberschenkel. Immer mehr, in immer kürzeren Abständen. Meine Atemwege werden weiter und weiter, ich atme immer ruhiger und tiefer. Es brodelt, zischt und pfeift wieder. In mir ist es still, während außen Hitze und Unruhe ist. Kurz darauf wird es auch im Außen still. Die sanfte Musik ist wieder zu hören. In mir ist es still. Immer noch. So als wäre nichts gewesen.
Von der Angst, die Kontrolle zu verlieren
Wie oft wollen wir im Leben die Kontrolle haben – Die Kontrolle über unser eigenes Leben, über das Leben im Allgemeinen und über unseren Körper. Am besten soll das Leben so verlaufen, wie wir uns das wünschen und unser Körper so sein und so tun, wie wir das gerne hätten.
Kennst du das?
Und kennst du auch das: Die Dinge kommen anders, als du denkst und dein Körper tut anders, als du es möchtest?
Wir können nicht alles kontrollieren. Wenn wir nicht lernen, loszulassen und Vertrauen zu haben, werden wir uns immer in Angst befinden. In der Angst vor möglichen Ereignissen oder Situationen, die wir nicht kontrollieren können. Und in dem Bestreben alles dafür zu tun, um die größtmögliche Kontrolle (und Sicherheit) sicherzustellen.
Und wenn es dann mal doch anders kommt, als du willst, kennst du vielleicht auch das: Du leistest Widerstand. Du willst das nicht.
Und wie oft wird die Situation dann nur schlimmer, beengender, erdrückender?
Ich liebe es, in einer heißen Grotte zu sitzen, weil die Erfahrung, die ich dort machen kann, so wertvoll ist: Loslassen und Vertrauen haben. Und weil ich diese Erfahrung mit in den Alltag nehmen und aufs Leben übertragen kann.
Mittlerweile bekomme ich in der Sauna keine Angst und keine verengten Atemwege mehr, weil ich vollständig im Vertrauen zu meinem Körper bin. Das ist mir jedoch nur gelungen, weil ich das Loslassen und Vertrauen gelernt habe. Wie mir das gelungen ist, möchte ich dir zeigen.
Du bist nicht alleine
Wenn ich loslasse und vertraue, stelle ich häufig fest, dass ich keine Angst haben muss, weil ich Unterstützung habe. Dass ich nicht alles kontrollieren muss (geschweige denn kann), weil es andere „Teile“ gibt, die in mancher Hinsicht viel mehr Ahnung und Fähigkeiten haben, als ich. Zum Beispiel mein Körper in der Sauna.
Ich weiß nicht, was alles in meinem Körper stattfindet, um die extreme Hitze in einer Sauna auszugleichen. Aber er kann das. Er ist ein Meisterwerk. Genauso wie deiner ein Meisterwerk ist! Und wenn ich loslasse und ihm erlaube, mich zu unterstützen, wird es leichter für mich. Weil ich nichts mehr versuche festzuhalten und zwanghaft zu steuern. Der Druck und die Angst verschwinden. Ich bin frei und getragen vom Vertrauen.
Doch nicht nur in Bezug zu meinem Körper, auch im Leben gibt es Situationen und Ereignisse, die wir nicht kontrollieren können, die uns Angst machen und die wir kontrollieren wollen. Doch auch hier übe ich mich im Loslassen. In der Gewissheit, dass da ein „Teil“ ist, der mich unterstützen wird.
Loslassen und Vertrauen lernen – So gelingt es dir
Wie kannst du nun frei werden und die Gewissheit entwickeln, dass du getragen wirst? Die folgenden vier Schritte helfen mir dabei:
Schritt 1 – Achtsamkeit
Nimm wahr, wenn sich Widerstand in dir bemerkbar macht bezüglich einer Situation oder einem Ereignis. Die innere Anspannung, der Wunsch, etwas anders haben zu wollen, als es ist. Dieser Widerstand zeigt dir deine Grenze auf. Die Grenze zum Unbekannten. Nimm sie wahr. Nimm deine Angst wahr.
Schritt 2 – Akzeptanz
Die Wahrnehmung von deiner Angst und vom Erreichen der Grenze zum Unkontrollierbaren ermöglicht dir, diese Dinge zu akzeptieren. Nimm deinen Wunsch nach Kontrolle wahr und die Angst vor dem Unbekannten und erlaube, dass sie da sind. Sie wollen dich nur beschützen.
Schritt 3 – Loslassen
Und dann lass los. Lass los, weil du die Grenze sonst nicht überschreiten kannst. Erst wenn du erlaubst, dass du keine Kontrolle mehr hast, kannst du dich auf das Neue einlassen. Erst das loslassen ermöglicht dir, Vertrauen zu lernen, weil Vertrauen voraussetzt, dass du einem anderen die Führung überlässt. Spring – in der Gewissheit, dass du getragen wirst.
Schritt 4 – Bleibe wachsam
Bleibe achtsam für die Zeichen des Lebens, die dich dazu einladen möchten, dich wieder „ins Spiel einzubringen“. Zum Beispiel zu handeln oder eine Entscheidung zu treffen. Bleibe auch achtsam für die Zeichen deines Körpers. Für seine Signale, mit denen er dir etwas sagen möchte und dich ebenfalls zu einer Handlung auffordern möchte. Durch die Wachsamkeit bleibst im Vertrauen, dass du geführt wirst, weil du die Zeichen der Führung wahrnimmst.
Loslassen ist der Schlüssel zur Freiheit
Vielen Menschen fällt Loslassen und Vertrauen schwer. Wir leben in einer Gesellschaft mit einem hohen Sicherheitsgedanken. Alles muss abgesichert werden, alles muss kontrolliert und geplant werden. So steigt zwangsweise die Angst vor dem, was wir nicht kontrollieren können. Doch dieses Unbekannte wird kommen, weil das Leben nicht wirklich kontrollierbar ist. Wohl dem, der das Loslassen und Vertrauen gelernt hat.
Wenn uns das gelingt (und das zu lernen ist möglich), offenbart sich uns eine ganz neue Lebensqualität, die mit Gelassenheit, Vertrauen und Leichtigkeit einhergeht. Vielleicht helfen dir die vier Schritte als auch das Beispiel in der Grotte, um das Loslassen und Vertrauen nach und nach zu lernen und vielleicht auch zu üben. Ich freue mich auf deine Erfahrungen! Wenn du beim Loslassen und Vertrauen finden Unterstützung möchtest und brauchst, lade ich dich gerne zu einem kurzen Gespräch mit mir ein. Hier kannst du einen Termin vereinbaren
Erzähl mir von deinen Erfolgserlebnissen oder deinen Herausforderungen. Wie gelingt es dir das Loslassen und Vertrauen?
Hi, ich bin Bettina. Als Coach und Autorin helfe ich hochsensiblen Menschen dabei, Stabilität und Stärke in sich selbst zu entwickeln und ein Leben zu gestalten, das sie tief im Inneren zufrieden macht.
Loslassen und Vertrauen – diese beiden Wörter habe ich gross in meine Agenda eingeschrieben. Prinzipiell wüsste ich, wie es geht und auf was es ankommt, neige jedoch zu Ungeduld, frei nach dem Motto, es sollte gestern schon passiert sein…
Aber ich bin ein lernfähiges Wesen und gebe mir grosse Mühe, Achtsamkeit, Akzeptanz, Loslassen, Vertrauen/Glaube und wach sein zu üben.
Madeleine Buntschu
Liebe Madeleine Buntschu,
ja, diese Ungeduld kenne ich. Loslassen und Vertrauen lernen ist wahrlich ein Übungsweg, auf dem ich dir viel Erfolg und auch Freude am Üben selbst wünsche.
Liebe Grüße
Bettina
Liebe Bettina,
ja, ich kenne es genau so wie du es in der Sauna Situation beschrieben hast.
Sobald ich außergewöhnliche Dinge an meinem Körper wahrnehme (Bsp. Herzstolpern,außergewöhnliches ziehen in der Magengegend ect.) wollen meine Gedanken „durchdrehen“ was dann zu einem Kreislauf wird. Das sind bei mir Gedanken die früher und teils noch zu Panik führen.
Ich habe halt Angst körperlich krank zu sein. Und genau da fehlt es mir gehörig am Vertrauen in meinem Körper. Ich kann die Kontrolle nicht abgeben, und das seit vielen Jahren (bin jetzt 36).
Heute suche ich nach Inspiration und Hilfestellungen wie ich lernen kann mir zu vertrauen, da die warteliste beim Psychologen noch lang ist. Aber ich merke mir geht wertvolle Lebenszeit verloren, wenn ich immer in Angst bin.
Ich danke dir für genau die Situation in der Sauna! Es wird dauern, aber ich werde es lernen. Ganz bestimmt.
Lg Christina
Liebe Christina,
ich danke dir herzlich für deinen Kommentar und dass du dich hier so öffnest. Ich kann gut verstehen, dass du dringend etwas an deiner Situation ändern willst, denn wie du sagst, deine Lebenszeit ist wertvoll. Sie ist das Wertvollste, was wir haben. Ich freue mich, dass dir das Beispiel in der Sauna hilft und wünsche dir sehr, dass du es für dich anwenden und in liebevollen Kontakt mit deinen Ängsten kommen kannst. Wenn du möchtest, spreche ich auch gerne mit dir über eine mögliche Zusammenarbeit, um dich aus deinen Ängsten zu begleiten und im Umgang mit ihnen zu unterstützen. Hier kannst du einen Termin aussuchen, bei dem wir unverbindlich über Möglichkeiten sprechen.
Ich würde mich freuen.
Liebe Grüße
Bettina
Liebe Bettina,
ich habe schon vieles gelesen, immer in der Hoffnung, die Worte zu lesen, die ich gerade fühle. Bei dir bin ich endlich angekommen. Alles, was du schreibst, über das Angst haben, das Loslassen, das Vertrauen finden usw. spricht mit aus der Seele. Ich befinde mich genau in solch einer Situation, in der ich alles um mich herum geplant habe (dies muss ich tun, aus Sicherheitsgründen), aber eines kann ich nicht planen: Das, was passieren wird/kann, wenn ich endlich einen Schlussstrich ziehe, um frei sein zu können. Und genau das hemmt mich, es hindert mich daran diesen letzten Schritt zu gehen. Ich konnte bis jetzt alles kontrollieren, habe mir eine Wohnung besorgt, habe mich Finanziell abgesichert, aber was auf emotionaler, verbaler, körperlicher Ebene passieren kann, wenn ich endlich sage „Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr“, davor habe ich solche Angst, dass ich keinen Mut finde diesen letzten Schritt zu gehen, um endlich ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Liebe Grüße
Liebe Sarah,
vielen Dank für dein schönes Feedback. Es freut mich sehr, dass du dich hier verstanden und angekommen fühlst. Ich weiß nicht, um welchen Schlussstrich es bei dir handelt, jedoch kann in solchen Übergangsphasen ein Coaching sehr unterstützend sein. Um nochmal Klarheit für den eigenen Weg zu bekommen, um kleine Schritte zu definieren und die Stärke in sich zu entwickeln, den eigenen Weg mutig und zuversichtlich weiterzugehen. Falls du möchtest, stehe ich dir hierfür in einem Erstgespräch gerne zur Verfügung. Ich wünsche dir alles Liebe, allem voran die bedingungslose Liebe zu dir selbst und den Mut für deinen eigenen Weg.
Liebe Grüße
Bettina