Verzeihen ist eine Eigenschaft der Starken.
Auch wenn du vielleicht das Gefühl hast, dass der, der verzeiht, nachgibt und damit der Schwächere ist.
Verzeihen ist eine Eigenschaft der Starken, weil der, der verzeiht, sein Ego runterschluckt, seinen gekränkten Stolz, seine verletzte Seele und sich durch das Verzeihen bewusst von seinem Schmerz befreit.
Er übernimmt Verantwortung für sich und sein Befinden, um Frieden zu finden.
Warum du nicht verzeihen willst
Kränkungen, Enttäuschungen und verletzte Gefühle entstehen in dir immer dann, wenn deine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Wenn jemand nicht so reagiert hat, wie du es dir gewünscht hättest.
Den Menschen, der deine Erwartungen nicht erfüllt hat, machst du oft für diesen Schmerz verantwortlich. Für den Schmerz, den du fühlst, weil er deinen Wünschen nicht nachgekommen ist. Du kannst ihm dieses „Fehlverhalten“, nicht verzeihen und willst es oft auch gar nicht.
Viel eher möchtest du diesen Menschen dafür bestrafen. Du wünschst ihm dieselbe Kränkung in sein eigenes Herz. Dasselbe Gefühl, das du am eigenen Körper spürst und dir weh tut.
Er soll leiden, weil du durch ihn leidest.
Deswegen möchtest du ihm nicht verzeihen. Deswegen kannst du ihm nicht verzeihen.
Vielleicht machst du ihm sogar Vorwürfe und führst ihm vor Augen, wie sehr er dich verletzt hat. Vielleicht bekommt er ein schlechtes Gewissen, weil das nicht seine Absicht war und er beginnt zu leiden.
Dadurch hast du dein Ziel, ihn durch das Nicht-verzeihen ebenfalls leiden zu lassen, erreicht.
Du hast aber nicht erreicht, dass du vom Schmerz befreit bist. Du hast den Schmerz zwar weitergegeben, aber trägst ihn immer noch mit dir herum. Du hast mehr Leid verursacht aber deinen eigenen nicht aufgelöst.
Weil du nicht verzeihst.
Weil du weiterhin Groll und Schmerz hegst, Wut und Enttäuschung.
Und mit diesen Gefühlen die Wunde pflegst, die du selbst durch deine Ansprüche entstehen lassen hast. Du lässt sie nicht heilen, weil du den Schmerz nicht loslässt, den Gedanken an die Kränkung und dir damit sprichwörtlich immer wieder selbst das Messer in die Wunde stichst.
3 Argumente, warum du verzeihen solltest
1. Verzeihe den Menschen, die dich unbewusst verletzt haben, weil sie deine Erwartungen nicht erfüllt haben.
Du kannst anderen nicht vorschreiben, wie sie zu sein haben. Nicht fordern, dass sie ein Verhalten an den Tag legen, das dir gefällt. Dass sie sich für dich verbiegen, damit du zufrieden bist.
Du kannst deine Wünsche ansprechen, aber schraube deine Erwartungen herunter. Freue dich, wenn jemand so reagiert, wie du selbst reagieren und es dir wünschen würdest. Aber verurteile niemanden, der nicht so ist, wie es dir gefällt.
Wir Menschen sind alle unterschiedlich. Individuell. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen vom Leben und vom Umgang miteinander.
Wenn das Verhalten anderer nicht dem entspricht, was du sehen möchtest, kannst du nicht erwarten, dass sie sich für dich ändern. Du kannst nur deine Einstellung darüber ändern.
Habe weniger Erwartungen und du kannst weniger enttäuscht werden.
2. Verzeihe den Menschen, die dich unbewusst verletzt haben, weil sie eine alte Wunde in dir aufgerissen haben.
Sie können nichts für deinen Schmerz. Du trägst ihn in dir und diese Menschen haben dich an einen alten Schmerz erinnert. An eine vergangene, negative Erfahrung.
Wenn du ehrlich zu dir bist, wirst du das erkennen.
Höre achtsam in dich hinein und verfolge deinen Schmerz. Wo kommt er wirklich her?
Kümmere dich um die Ursache und verurteile nicht die Menschen, die versehentlich deine Wunde berührt haben.
Es war nicht ihre Absicht.
3. Verzeihe auch den Menschen, die dich bewusst verletzt haben, weil sie dir weh tun wollten.
Es ist eine Reaktion auf ihr verletztes Gefühl. Auf den Schmerz, den du in ihnen wach gerufen hast, weil du ihre Erwartungen nicht erfüllt hast oder du eine Wunde in ihnen berührt hast.
Sie brauchen dich nun, um ihren Schmerz loszuwerden, um sich an dir zu rächen für den Schmerz, den sie durch dich fühlen. Aber sie meinen nicht dich. Auch wenn sie das sagen. Es war dein Verhalten, das sie an etwas Schmerzhaftes erinnert hat oder das nicht ihren Erwartungen entsprochen hat und für diesen Schmerz sie dich verantwortlich machen wollen. Aber für den Schmerz kannst du nichts.
Kennst du denn Spruch von Jesus „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“? Er trifft tatsächlich in manchen Situationen zu. Manche Menschen sind so von ihrem Schmerz, ihren verletzten Gefühlen, ihrem gekränkten Stolz eingenommen, dass sie sich nicht im Klaren darüber sind, wie unfair sie dich behandeln und dass sie dich niemals für ihren Schmerz verantwortlich machen können.
Sie sind so von ihren Emotionen beherrscht, dass sie wirklich nicht wissen, was sie tun.
Verzeihe ihnen.
Verzeihen ist ein Geschenk an dich
Wenn du verzeihst, macht du dir selbst damit das größte Geschenk.
Denn nicht zu verzeihen bedeutet, Groll und Schmerz zu hegen, der jahrelang auf deiner Seele lasten und dich krank machen kann. Dein innerer Frieden ist viel wichtiger, als Wut und Enttäschung aufrecht zu erhalten, gegen den, der deine Erwartungen nicht erfüllt hat oder dich verletzt hat.
Konzentriere dich auf dich. Dein Leben ist wichtig. Übernimm Verantwortung für deine Seele und lass den Ballast los, der dir nur Leiden verursacht. Was vergangen ist, ist vergangen. An Altem festzuhalten, noch dazu an Schmerz, macht dich nur unglücklich und dein Leben schwer.
Wachse über dich hinaus. Über deinen Stolz und dein Ego und hol die Leichtigkeit zurück in dein Leben.
Lerne, zu verzeihen und heile die Wunde in deinem eigenen Herz.
Weil du es dir wert bist.
Weiterführende Links:
Hi, ich bin Bettina. Als Coach und Autorin helfe ich hochsensiblen Menschen dabei, Stabilität und Stärke in sich selbst zu entwickeln und ein Leben zu gestalten, das sie tief im Inneren zufrieden macht.
Das ist einer der wichtigsten Lektionen, die ich lernen durfte.
Vielen Dank dafür!!!
Vielen Dank für deinen Kommentar! Schön, dass du diese Lektion lernen konntest! Denn wie du richtig festgestellt hast, sollten sie sehr viel mehr Menschen lernen…
Ich muss immer ein bisschen lächeln, wenn ich den Spruch lese „Verzeihen können nur die Starken“ bzw. „Der Schwache kann nicht vergeben“. Sollen mit diesen Aussagen die Menschen an ihrer Ehre gekitzelt werden? Oh, ich will doch stark sein – und muss es mir jetzt beweisen! Wenn es wahr ist, dass der Schwache nicht vergeben kann, dann muss ich jetzt nie mehr vergeben! Diese Freiheit nehme ich mir. Ich kann es nicht! Ich bin schwach und ich stehe dazu.
Hallo Froggy,
vielen Dank für deinen Kommentar und deine Kritik. Die Menschen sollen mit der Aussage, dass Verzeihen eine Eigenschaft der Starken ist, nicht an ihrer Ehre gekitzelt werden. Der Hintergrund ist eher, dass sie sich bewusst werden, dass oft ein falscher Glaubenssatz hinter dem Verzeihen liegt. Denn viele Menschen gehen davon aus, dass Verzeihen eine Schwäche ist. Menschen, die verzeihen, fühlen sich schwach, weil sie Verzeihen mit Aufgeben oder Nachgeben gleichsetzen. Dem soll entgegengesetzt werden und die Kraft deutlich gemacht werden, die hinter dem Verzeihen liegt.
Liebe(r) Froggy,
ich glaube nicht, dass du schwach bist, auch wenn ich dich nicht kenne. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du schon viel in deinem Leben erreicht hast. Kann das sein? Und dass du in deinem Leben auch schon mal jemandem verziehen hast. Kann das auch sein? Du scheinst von dir zu glauben, dass du schwach bist. Vielleicht, weil du aktuell eine Situation vor Augen hast, in der es dir nicht gelingt, zu verzeihen? Vielleicht hast du aufgegeben, es zu versuchen oder bist noch nicht bereit für die Vergebung und möchtest (unbewusst) an deinem Schmerz festhalten.
Es ist nicht schwach, nicht verzeihen zu können, weil es oft Zeit braucht. Schwach ist jedoch, wenn du dich aus der Verantwortung ziehst und dich in die Opferrolle begibst und es gar nicht mehr versuchen möchtest. Du ruhst dich mit der Aussage: „Dann muss ich nie mehr vergeben, weil ich schwach bin“ in der Opferrolle aus. Das ist natürlich viel ein einfacher, als die Kraft der Vergebung aufzubringen. Aber auch das ist okay. Es ist dein Leben, in dem du für dich Entscheidungen triffst. Und wenn du am Schmerz festhalten möchtest, dann darfst du das natürlich tun.
Ich weiß, dass Verzeihen sehr schwer sein kann und doch ist es ein Akt, den du für dich selber tust. Du musst nicht verzeihen. Es erwartet und verlangt niemand von dir. Und für niemanden – außer für dich selbst – verzeihst du. Du entässt dich damit selbst aus dem Schmerz, an dem du mit einer Schuldzuweisung festhältst. Niemand anderem machst du damit ein größeres Geschenk, als dir selbst. Die Frage ist, möchtest du dir Frieden schenken? Wenn ja, ist es hilfreich, Vergebung zu lernen.
Ich wünsche dir, dass du dir irgendwann erlaubst, diesen inneren Frieden zu finden.
Weil du es dir wert bist.
Alles Liebe
Bettina