Durch Selbsterkenntnis mehr Zufriedenheit erlangen (Teil 2)

15. November 2016

Was fangen wir nun mit der Selbsterkenntnis an, die du erlangt hast?

Ich habe im Teil eins dieser zweiteiligen Serie zum Thema Selbsterkenntnis geschrieben, dass du durch Selbsterkenntnis

  • bewusster Entscheidungen treffen,
  • selbstbestimmter leben,
  • und zufriedener werden kannst.

Aber wie funktioniert das genau?

Im Endeffekt sind es drei Dinge, die Hand in Hand ineinander übergehen.

1. Selbsterkenntnis, um schlechte Angewohnheiten abzulegen

Stell dir vor, du bist in irgendeiner Form süchtig.

Sei es das Rauchen, das Essen, das Einkaufen oder eine andere Form der Sucht, die du erkannt hast, indem du dir dein Verhalten bewusst gemacht hast:

Du hast das Bedürfnis nach einer Zigarette in dir gespürt – bewusst – und begriffen, dass du jetzt gerne rauchen gehen würdest, weil deine Sucht dich dazu bringt. Weil dein Kopf dir sagt, dass du eine Zigarette brauchst, um ruhig zu werden. Wenn du diesem Bedürfnis nachgehst, weißt du, dass deine Sucht dich beherrscht und du dich von ihr leiten lässt.

Als du diese Selbsterkenntnis noch nicht hattest, hast du dich nicht bewusst für oder gegen das Rauchen entschieden, sondern hast dich einfach dazu verleiten lassen. Dein Kopf und Körper haben die Signale ausgesendet und du bist diesen gefolgt.

Wie fremdgesteuert.

Eben unbewusst.

So wie viele Menschen unbewusst Dinge tun, zum Beispiel nebenher essen und gar nicht wahrnehmen, was sie alles zu sich nehmen. Es ist Gewohnheit, Routine, die sie dazu verleitet. Ihr Geist schläft, während sie dieser Gewohnheit nachgehen und nachher stellen sie mit Erschrecken fest: Oh je, ich habe schon wieder die ganze Chipspackung aufgegessen!

Und genau diesen Autopiloten hast du ausgeschaltet, indem du Selbsterkenntnis erlangt hast. Nun verfolgst du aufmerksam, was du tust und warum du es tust.

Wenn du das Bedürfnis hast, zu rauchen oder zu essen, hält dich nun, dank deinem wachen Geist, kurz der Gedanke zurück: „Was tue ich da? Will ich dieser Sucht nachgeben?“

Du hast die Wahl.

Weil du nun bewusst die Entscheidung treffen musst: JA oder NEIN.

Je nach dem welche Entscheidung du triffst, kannst du zufriedener mit dir und deinem Leben werden.

Selbsterkenntnis ist natürlich nicht die Erfolgsgarantie, um von seinen Süchten loszukommen, aber das Bewusstmachen ist ein erster Schritt dazu, sein Verhalten aufzudecken, zu erkennen und sich dann aus dem „Automatik-Modus“ zu lösen und selbstbestimmt zu handeln.

2. Selbsterkenntnis, um zu deinem inneren Frieden zu finden

Selbsterkenntnis heißt auch, dein Verhalten zu verstehen.

Zum Beispiel, wenn du wütend wirst, weil dein Partner dich oder deine Wünsche nicht beachtet, zu erkennen, dass du so reagierst, weil du dich vernachlässigt fühlst. Weil du deinen Wert durch die Wertschätzung deines Partners definierst und deswegen Aufmerskamkeit brauchst.

Zu erkennen, dass dem ein mangelndes Selbstwertgefühl zugrunde liegt und du mit deinem Verhalten versuchst, im Außen (bei deinem Partner) durch Schuldzuweisungen oder Forderungen den Schmerz zu beseitigen. Du willst dem Problem aus dem Weg gehen, indem ein anderer sich so verhalten soll, dass er dich nicht an deinen Schmerz/deine Schwäche erinnert. Gelöst ist es dadurch nicht.

Der Schmerz muss in dir aufgelöst werden, damit dich das Nichtbeachten deines Partners nicht mehr verletzt.

Das begreifst du durch Selbsterkenntnis.

Dann hast du die Chance, in der nächsten ähnlichen Situation, in der du erkennst, dass du verletzt reagierst, weil du nicht ausreichend beachtet wirst, nicht mehr einem anderen Menschen die Schuld dafür zu geben, sondern in dir selbst dafür zu sorgen, dass du zu innerem Frieden gelangst.

Dass du deinen Selbstwert nicht aus der Reaktion anderer ziehen darfst.

Dass du deine Erwartungshaltungen nicht auf andere übertragen darfst.

Dass sich in solchen Momenten dein Ego meldet und Aufmerksamkeit braucht.

Stelle es zurück.

Erwarte nicht, dass sich die Welt um dich dreht.

Lerne, dass es nicht nur ein ICH, sondern auch ein DU gibt.

Auch dein Partner hat Wünsche und Bedürfnisse, nach denen du in dem Moment, in dem er deine erfüllen soll, gar nicht fragst. Sorge selbst dafür, dass deine Wünsche und Bedürfnisse erfüllt werden. Werde dir bewusst, dass du für dein Leben und deine Gefühle verantwortlich bist.

Und du wirst sehen, dass du durch diese Erkenntnis weniger wütend reagierst. Du hast dein Verhalten verstanden und kannst bewusst dagegen lenken, dich unterbewusst vom Ego steuern zu lassen.

3. Selbsterkenntnis, um glücklich zu werden

Stell dir vor, du möchtest dich verstehen lernen und hinterfragst endlich deine Unzufriedenheit, die du sowohl im Privatleben als auch im Job hast.

Frage dich, wo der Ursprung dieser Unzufriedenheit liegt.

  • Liegt er in der Beziehung und du überträgst ihn auf den Job?
  • Liegt er im Job und du überträgst ihn auf die Beziehung?
  • Bist du glücklich in deiner Beziehung? In deinem Job?
  • Wenn nein: wo möchtest du was verändern? Mit was wärst du zufrieden?

So kannst du deinem Gefühl auf den Grund gehen und die Ursache herausfinden.

Das ist nicht immer ganz einfach, aber wenn du dich intensiv mit den Fragen befasst, ob dir deine Lebensbereiche entsprechen, ob das Leben, wie du es führst, zu dir passt, wirst du die Antwort finden.

Das geht nur durch Selbsterkenntnis.

Danach braucht es Mut, dich in diesen Bereichen so zu verändern, damit du wieder zufrieden wirst. Das muss nicht immer mit einer Kündigung oder Trennung einhergehen. Manchmal sind es auch die Aufgaben oder die mangelnde Kommunikation, die Auslöser für deine Unzufriedenheit sind.

Forsche durch Selbsterkenntnis nach der Ursache und mache dich dann an die Lösung.

Selbsterkenntnis – Der erste Schritt zur Besserung

Durch Selbsterkenntnis kannst du dein Leben verändern. Sie hilft dir dabei, dein Verhalten zu verstehen und dadurch Handlungen abzuleiten. Es ist der erste Schritt zur Besserung – aber eben auch nur der erste. Nur wenn du weitergehst, weiter an dir arbeitest, wird sich Besserung einstellen.

Es sind immer 4 Schritte nötig:

Schritt 1: Die ERKENNTNIS: warum du dich wie verhältst.
Schritt 2: Die REFLEKTION: Finde ich es gut, wie ich mich verhalte? Will ich mich so verhalten?
Schritt 3: Die ENTSCHEIDUNG: Wie möchte ich mich zukünftig verhalten?
Schritt 4: Die UMSETZUNG: Handlungen aus deiner Entscheidung ableiten

Sehr hilfreich kann es sein, wenn du deine Beobachtungen über dich stichwortartig aufschreibst und wenn du ein wenig Zeit hast, sie in Ruhe analysierst.

Was möchtest du in deinem Leben / an dir verändern?

2 Gedanken zu „Durch Selbsterkenntnis mehr Zufriedenheit erlangen (Teil 2)“

  1. Danke Bettina,

    so ein Spiegel kann aber auch unendlich Schönes zeigen. Er kann die tiefe Verbundenheit trotz mancher Schwierigkeiten zeigen. Er kann die eigenen Bedürfnisse klarer werden lassen. Er kann die große Kraft aufzeigen, die in einer Freundschaft steckt. Der Schmerz kann den Wert aufzeigen.

    Und nicht hinter jedem Problem steckt das Ego. Das Ego zeigt sich in aufschäumenden Emotionen, doch tiefe Gefühle haben mit unserem wahren Selbst zu tun. Und dieses wieder aufzudecken, das ist der wahre Grund unserer Leiden. Sozusagen das Geschenk. Und dieses Geschenk kann sich dann auch noch in andere Lebensbereiche wie die Berufung übertragen.

    Liebe Bettina, ich hoffe ich war jetzt nicht zu oberlehrerhaft, denn in diesem Punkt hat sich mein Ego gerne ein wenig zu wichtig.

    Alles Liebe,

    Martin

    Antworten
    • Hallo Martin,

      da gebe ich dir recht, der Spiegel kann auch Schönes zeigen, wie du in den Beispielen schön beschrieben hast. Und auch da gebe ich dir recht, dass nicht hinter jedem Problem das Ego steht. Diesen Eindruck wollte ich auch nicht vermitteln. Aber es gibt häufig Gefühle, die vom Ego ausgehen, gerade auch, wenn man sich zu wenig beachtet fühlt. Das Thema Ego ist sehr umfangreich und teilweise echt schwer zu verstehen, aber unglaublich spannend und spielt in der Selbsterkenntnis eine wichtige Rolle. Im Grunde wissen wir sehr wenig über uns und unsere unterbewusst gesteuerten Verhaltensmuster. Aber diese gilt es ja aufzudecken und damit auch, das Ego zu erkennen. (Ich glaube ich werde hierzu mal einen Beitrag schreiben 🙂 )

      Lieber Martin, du darfst hier sehr gerne deine Meinung und deine Ansichten Kund tun. Ich freue mich darüber, auch wenn sie nicht mit meinen übereinstimmen 🙂

      Liebe Grüße
      Bettina

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