Wie du Schreiben zur Selbstheilung nutzen kannst

14. März 2017

Schreiben ist eine Form der Therapie, Schreiben ist heilsam und Schreiben befreit. Nicht umsonst heißt es, „sich etwas von der Seele schreiben“.

Wenn du Schreiben als Therapieform nutzt geht es nicht darum, dass du schöne Tagebucheinträge schreibst oder lange Briefe. Ganz und gar nicht. Das Geschriebene kann kurz sein und braucht keine grammatikalisch richtigen Satzstrukturen haben. Es geht um den Inhalt. Nur den Inhalt. Nicht um das: WIE formuliere ich den Inhalt.

Ich möchte dich heute dazu ermuntern, den Weg des Schreibens (wieder) auszuprobieren und dir zeigen, wie du es auf zwei verschiedene Weisen zur Selbstheilung nutzen kannst.

2 Möglichkeiten, Schreiben als Therapieform zu nutzen

1. Durch Schreiben dich von Wut befreien

Hat dich schon mal jemand aufgeregt, innerlich so richtig wütend gemacht? Hast du in solch einer Situation schon mal im Affekt eine E-Mail, SMS oder What’s App Nachricht an diese Person geschrieben (und abgeschickt), um ihr gehörig die Meinung zu sagen? Hat dir das gut getan?

Auch wenn das digitale Schreiben nicht mehr die altmodische Variante ist, ist es auch Schreiben und damit genauso wirkungsvoll. Du hast dir in diesem Moment dein Problem „von der Seele geschrieben“. Hast dich befreit. Deine Gedanken haben sich zu Worten geformt, wurden sichtbar auf Display oder Papier und haben dadurch den Weg aus dir heraus gefunden und dich leichter gemacht.

Im Affekt auf seine Wut zu reagieren ist nicht sinnvoll. In der Regel wissen wir das auch und können uns zusammenreißen, was oft dazu führt, dass wir Dinge, die uns ärgern, verletzen oder wütend machen, einfach herunterschlucken. Kennst du das? Ich merke dann oft, wie ich innere Monologe halte mit der Person, die mich wütend gemacht hat.

Das Schreiben ist wie ein solcher Monolog, nur wirkungsvoller, als das Gespräch im Kopf durchzugehen. Bei einem inneren Monolog tun wir meist andere Dinge nebenher wie Auto fahren oder arbeiten. Das kann zum einen gefährlich sein, weil wir unkonzentriert in dem werden, was wir nebenbei noch tun, zum anderen können wir uns dem Problem nicht mit voller Aufmerksamkeit zuwenden, was meist dazu führt, dass wir es weiter mit uns herum tragen.

Das Schreiben aus dem Ärger oder der Wut und lässt dich ruhiger werden.

  • Du siehst klarer, weil auf Papier steht, was dich verletzt hat.
  • Du denkst über das Problem mit voller Aufmersamkeit nach.
  • Du gibst dem Thema, das dich bewegt, Raum und Zeit.

Deine Freundin hat dich aufgeregt, dein Partner dich verletzt oder dein Kollege dich blöd angemacht? Jemand hat Mist gebaut, den du ausbaden darfst oder dich in ein schlechtes Licht gestellt? Wenn du wütend oder verletzt bist und ein Gespräch gerade nicht sinnvoll oder nicht möglich ist, dann probiere dich im Schreiben:

  • Schreibe einen Brief.
  • Verfasse eine E-Mail.

Wichtig ist, dieses Schreiben NICHT an den Empfänger zu senden.

Lies dir durch, was du geschrieben hast. Ist es das, was du sagen möchtest und auf diese Art und Weise?

Speichere die E-Mail als Entwurf.

Schicke den Brief nicht ab.

Du hast im Affekt geschrieben und diese Version soll niemand lesen. Du bist verletzt und aus deinem Brief/deiner E-Mail spricht sicherlich diese Verletzung heraus.

Dieses Schreiben dient der schnellen Abhilfe von Wut. Der aufschäumenden Wut, der du Luft machen, die du aber an niemanden hintragen möchtest, weil du nur verletzen würdest. Weil du nicht konstruktiv wärst, sondern nur vorwurfsvoll. Trotzdem bringt es Erleichterung.

Lass einige Zeit vergehen. Einen Tag. Zwei Tage.

Ganz wie du magst.

Schau dir den Brief und die dann E-Mail erneut an. Würdest du sie immer noch in dieser Wortwahl schreiben? Hast du vielleicht erkannt, dass auch du Fehler gemacht hast oder ist dir klar geworden, dass die Situation, um die es ging, gar nicht so schlimm ist?

Vielleicht kommst du zu dem Entschluss, dass du überreagiert hast. Vielleicht bist du immer noch verletzt und möchtest das Thema gerne klären. Dann bist du vielleicht heute in der Verfassung, dieses Thema auf eine ruhigere Art anzusprechen. Warte nicht zu lange mit einem Gespräch, aber lass deine erste Wut abkühlen, denn nur so ist ein konstruktives Gespräch – zumindest von deiner Seite aus – möglich.

Schreiben ist heilsam.

Aber nicht nur, um der ersten Wut Abhilfe zu schaffen, sondern auch, um Dinge zu verarbeiten.

2. Durch Schreiben Belastendes verarbeiten

Menschen, die Tagebuch führen, schreiben darin oft die Dinge hinein, die sie belasten. Das, was sie geärgert, verletzt oder traurig gemacht hat. Dadurch verarbeiten sie es.

Ich habe mit elf Jahren meinen besten Freund verloren. Einen Hund. Ich habe geliebt wie nichs sonst auf dieser Welt und eines Tages war er nicht mehr da. Er wurde von der Familie meiner Freundin wegegeben, weil sie sich nicht mehr um ihn kümmern konnten. Ich habe ihm nicht mal mehr Lebewohl sagen können. Auch das Tierheim durfte mir nicht sagen, an wen er bereits vermittelt wurde.

Und so fiel ich in ein ganz tiefes Loch – und begann zu schreiben. Ein ganzes Tagebuch an einen Hund. Über ein halbes Jahr lang. Klingt verrückt, nicht wahr?

Im Nachhinein kann ich sagen, dass mir dieses Schreiben geholfen hat, die Trauer anzunehmen und den Verlust zu verarbeiten. Ich konnte und wollte nicht loslassen und habe so einen Weg gefunden, mich an die Tatsache zu gewöhnen, dass er nicht mehr da ist. Durch das Schreiben hatte ich das Gefühl, ihn nicht zu vergessen und weiterhin bei mir zu tragen. So habe ich mich nach und nach an den Abschied gewöhnt.

Heute würde ich es anders machen. Nicht ganz so intensiv und lange, wie ich es damals gemacht habe, weil ich reifer geworden und spirituell gewachsen bin. Ich könnte heute leichter damit umgehen, als damals mit elf Jahren. Aber ich würde auch heute das Schreiben nutzen, um zu verarbeiten.

Schreiben wirkt – probiere es aus

Auch wenn du noch nie viel geschrieben hast, kann auch Schreiben dir helfen. Wenn dich immer und immer wieder ein Thema belastet, vielleicht auch eine Trennung oder ein Verlust, dann probiere es einfach mal aus. Schreibe alles auf, was dir durch den Kopf geht. Lass Gedanken und Gefühle zu sichtbaren Worten werden. Lass sie fließen, so wie sie in deinem Geist auftauchen.

Du kannst nichts verlieren.

Nur herausfinden, ob es dir hilft. Wenn du vielleicht (wie ich damals), zu den Menschen gehörst, die Angst haben, andere mit deinen Problemen zu belasten, dann lass ein weißes Blatt die Geborgenheit sein, die deine Sorgen aufnimmt und die Stille dein Zuhörer sein, der du dich öffnest.

Schon allein diese Offenbarung kann heilend wirken.

Welche Erfahrung hast du mit dem Schreiben gemacht?


Weiterführende Links:

  • Wenn du mehr zum Thema Schreiben lesen und erfahren möchtest, empfehle ich dir den Blog von Paul. Auf „schreiben wirkt“ bekommst du viele hilfreichen Tipps und Tricks, wie du schreiben lernen und welche magischen Kräfte schreiben haben kann. Er freut sich auf deinen Besuch 🙂

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