Warum Probleme, die du in anderen siehst, in dir sind

24. Januar 2017

Und wie du in 3 Schritten dein Problem enttarnst

Der Streit mit dem Partner, die Wut auf die Freundin, der Ärger im Geschäft oder der Unbekannte im Straßenverkehr, der dich aufregt – im Leben gibt es viele Dinge, die dich auf die Palme bringen und oft findest du auch einen Schuldigen dafür.

Aber soll ich dir was sagen?

Alles, was dir an Problemen begegnet, ist in dir.

Natürlich gehören zu einem Streit auch immer zwei dazu, aber wenn dich etwas aufregt, hast du ein Problem mit etwas. Auch wenn du jemand anderen dafür verantwortlich machen willst oder jemand anderen ändern willst, weil er deiner Meinung nach die Ursache für das Problem ist. Auch wenn du über jemanden schimpfst und herziehst, weil es für dich offensichtlich ist, dass er Schuld an der Sache trägt, die dich so in Rage versetzt.

Ja okay – das wäre auch eine Möglichkeit: Du schaffst das Problem aus dem Weg, in dem du das Äußere so veränderst, bis es dir gefällt. Du willst Menschen verändern. Meinungen. Eigenarten. Anderen vorschreiben, wie sie zu sein haben. Wenn dann alle tun, was du willst, bist du zufrieden und musst dich nicht mehr aufregen.

Bei Abläufen kann das gut funktionieren.

Zum Beispiel beim Optimieren von Workflows. Da ist das Anpassen der äußeren Umstände an deine Bedürfnisse die tatsächliche Lösung eines Problems. Du veränderst etwas dahingehend, dass alles reibungsloser verläuft. Wenn du das schaffst, hast du einen dauerhaften Zustand erreicht, der das Problem beseitigt hat.

Nur mit Menschen funktioniert das nicht.

Warum dein Problem nicht gelöst ist, wenn du Menschen änderst

Menschen sind Individuen. Mit eigenen Vorstellungen, Meinungen, Werten, Stärken und Schwächen. Es wird dir schwer gelingen, die Menschen so zu verändern, wie du sie haben willst, damit sie dich nicht mehr aufregen. Wenn überhaupt, ist das nur sehr provisorisch möglich, weil du durch diesen Lösungsansatz nicht das Problem angehst – sondern das Symptom. Du beseitigst den Auslöser, veränderst das Verhalten der Menschen, damit sie dich nicht mehr aufregen, aber nicht die Ursache. Den Grund, warum sie dich aufregen.

Denn es ist nicht ihr Verhalten, sondern deine Reaktion über dieses Verhalten, die dein Problem ist.

Du glaubst aber, dass eine Veränderung ihres Verhaltens die Lösung ist. Bis der nächste Mensch mit dieser Eigenart oder Verhaltensweise um die Ecke kommt und du wieder auf dasselbe Problem triffst und denkst: Mensch, das hab ich doch schon mal erlebt! Schon wieder gerate ich an solche Menschen!

Kommt dir bekannt vor?

Wenn ich Schmerzmittel verabreiche, um den Schmerz einer Tumorerkrankungen zu nehmen, verschwindet nicht der Tumor, auch wenn der Schmerz vergeht. Ich habe lediglich das Symptom behandelt und für eine Weile ausgeschaltet, sodass ich Frieden finde. Der Tumor ist immer noch da.

In 3 Schritten das Problem in dir enttarnen

Alles was dich im Leben aufregt, womit du unzufrieden bist, die Menschen, die dich nerven – all das bist du. All das wird in dir zum Problem.

Überprüfe das selbst und gehe in dich:

Schritt 1: Person benennen, mit der du ein Problem hast

Mit wem hast du aktuell ein Problem, wer nervt dich oder regt dich auf?
Benenne diese Person.

Schritt 2: Verhalten benennen, das dich aufregt

Wieso regt diese Person dich auf, was ist der Grund?
Benenne das Verhalten, das dich stört.

Und jetzt gehe noch tiefer in dich

Schritt 3: Nach der wahren Ursache suchen, warum du dich aufregst

Frage dich, nun ob es nicht du bist, der diesen Umstand zum Problem macht:

  • Nimmst du etwas zu persönlich, fühlst dich in deinen Werten / Vorstellungen angegriffen?
  • Stellst du Erwartungen / Forderungen, die von anderer Seite nicht erfüllt werden und ärgerst dich, weil du nicht bekommst, was du willst?
  • Bist du enttäuscht über etwas, z. B. dass das, was du geplant oder vorhattest, über den Haufen geworfen wurde, weil jemand unpünktlich oder unzuverlässig ist?
  • Bist du unzufrieden mit dir und projizierst deine Unzufriedenheit auf andere? Du kritisierst beispielsweise etwas an anderen, was du in Wahrheit selbst gerne hättest oder was du an dir ablehnst? Oder du missachtest regelmäßig deine eigenen Bedürfnisse (überforderst dich, bist übermüdet oder hungrig) – deswegen unzufrieden und leicht reizbar?
  • Ärgerst du dich über dein schwaches Selbstbewusstsein? Über deine leichte Beeinflussbarkeit, wenn du unter Menschen bist, die dominanter sind oder ein größeres Selbstbewusstsein haben als du und du dich unterdrücken lässt, anstatt zu dir selbst zu stehen?

Fühlst du dich ertappt?

Wann immer ein Mensch dir als Problem begegnet, forsche in dir nach der Frage.  Nach der Frage, warum du dich aufregst. Welches Problem, das du in dir trägst, dir gespiegelt wird. Sei ehrlich mit dir und du wirst die Antwort finden.

Mit diesem Wissen wirst du freundlicher mit deinen Mitmenschen umgehen, gerade wenn sie dich aufregen, weil du erkennst, dass sie gar nicht Schuld an dem Problem sind. Ja, sie mögen sich vielleicht nicht so verhalten, wie du es dir wünschst, aber im Grunde können sie nichts dafür, dass du dich aufregst.

Denn es ist dein Problem.

Und nur, wenn du es in dir löst, wird es dich im Außen nicht mehr stören.

Kennst du Menschen, zu denen du mit deinem aktuellen Problem gehst und die zu dir sagen: „ach, das ist doch nicht schlimm“, „lass sie doch“, „reg dich nicht auf“ und du fragst dich, wie sie so gelassen bleiben können? Diese Menschen haben das Problem nicht in sich und würden sich bei einem Verhalten ihnen gegenüber nicht so aufregen wie du. Es ist nicht in ihnen!

5 Dinge, die du aus deinen Alltagsproblemen lernen kannst

Nun kannst du dieses Wissen dazu nutzen, deine Probleme anzugehen und mit der Zeit aufzulösen. Je nach dem was dein Problem ist, kannst du lernen:

1. Nichts mehr so persönlich zu nehmen

So wie du in jemandem ein Problem siehst, der dich aufregt, sieht jemand in dir ein Problem, der dich persönlich angreift. Nun hast du gelernt, dass nicht du das Problem bist, sondern diese Person durch dich an ein Problem erinnert wird, das sie in sich trägt.

Wenn dich jemand persönlich angreift und dich diese Person deshalb nervt, erinnere dich daran: es hat nichts mit dir zu tun. Diese Person hat ein Problem in sich. Du bist nur der Spiegel und sie will dich im Außen verändern (zum Beispiel durch Vorwürfe/Schuldzuweisung), damit ihr das Problem nicht mehr begegnet. Aber es ist nicht die Lösung. Wie bei einem Tumor. Wenn der Schmerz behandelt wird, ist der Tumor immer noch da. Deswegen: Nimm es nicht persönlich.

2. Erwartungen herunter schrauben

Du kannst nicht erwarten, dass andere sich für dich ändern. Dass du die Welt so drehen kannst, dass sie dir gefällt und du auf keine Widerstände mehr triffst. Stell dir vor, das würde jeder so machen. Das würde weder funktionieren, noch hättest du Verständnis dafür, habe ich recht? Denn auch du willst dich nicht für einen anderen verändern, nur damit du ihm gefällst.

Lerne, dass jeder Mensch das Recht hat, sich zu leben. Akzeptiere Menschen, wie sie sind und lerne mit den Menschen und ihren Eigenarten umzugehen. Du musst nicht jeden mögen, aber einen respektvollen Umgang kann man trotzdem miteinander haben.

3. Spontan sein

Wenn ein Mensch Auslöser dafür ist, dass dein Plan durcheinandergekommen ist und dich das aufregt, dann lerne, von deinen starren Plänen loszulassen. Es ist, wie es ist. Wenn sich der Plan geändert hat (weil jemand zu spät kam, etwas vergessen hat zu erledigen,…), dann passe dich an und nimm den geänderten Plan an. So ist das Leben. Nicht alles läuft wie gewünscht. Wenn du dich darüber aufregst, kannst du es auch nicht ändern. Du kannst nur die Einstellung zu dieser Tatsache ändern. Dann wird eine spontane Veränderung für dich nicht mehr zum Problem werden.

4. Veränderungen schaffen

Wenn du erkennst, dass du deine Unzufriedenheit auf andere projiziert hast, dann hinterfrage den wirklichen Grund. Worüber bist du unzufrieden und was kannst du in deinem Leben verändern, um diese Unzufriedenheit aufzulösen? Wenn sich nichts verändert und alles bleibt, wie es ist, wirst du deine Unzufriedenheit weiter in dir tragen. Schaffe Veränderung. Im Außen oder im Inneren, durch tatsächliche Veränderung oder deine Einstellung zu dem Aspekt, der dich unzufrieden macht.

5. Selbstbewusstsein stärken

Wenn du dich darüber ärgerst, dass du so leicht beeinflussbar bist, du nicht stark genug bist, du selbst zu sein und zu dir selbst zu stehen, ist es Zeit, an deinem Selbstbewusstsein zu arbeiten. Lass los von dem Wunsch, anderen gefallen zu wollen. Lass los von den Gedanken, immer schuld an etwas zu sein und hör auf, die Schuld für alles auf dich zu nehmen. Sei stark. Sei du selbst. Steh zu dir und tue das, was sich für dich richtig anfühlt. Wenn andere deine Meinung nicht vertreten oder dein Verhalten nicht verstehen, dann lass sie. Sie sind womöglich nur enttäuscht, weil du ihre Erwartungen nicht erfüllst. Wichtig ist, dass du mit dir zufrieden bist und so handelst, wie es sich für dich richtig anfühlt.

VERGISS NICHT:
Wann immer du das Problem in deinem Inneren gelöst hast, wirst du es im Außen nicht mehr antreffen. Alles ist in dir. Beginnt in dir und hört auf in dir.

Welches Problem ist dir heute begegnet und welche Erkenntnis hast du daraus mitgenommen?

Welche unbewussten Schwächen in deinem Leben zu Problemen führen und wie du dich von diesen Belastungen lösen kannst, erfährst du auch in meinem Buch „Wer bin ich? Entdecke dich in deiner Hochsensibilität“

22 Gedanken zu „Warum Probleme, die du in anderen siehst, in dir sind“

  1. Liebe Bettina,
    ich danke dir für deine Texte. Ich finde mich sehr oft in ihnen wieder. So wahr und mitfühlend!
    Sei lieb gegrüßt, aus dem Harz,
    Carmen

    Antworten
  2. Hallo Bettina,

    an sich bin ich genau deiner Meinung und versuche auch immer so zu handeln. Ich habe mir gerade nur die Frage gestellt, ab wann dann einfach auch mal der Punkt erreicht ist wo man dies nicht mehr machen sollte und z. B. sich dann lieber von einer Person distanzieren sollte als immer und immer wieder zu sagen, dass diese Person so ist. Wie gesagt, es ist auch mir sehr wichtig andere mit ihren Schwächen so zu nehmen wie sie sind nur finde ich es zum einen sehr wichtig seine Grenzen aufzuzeigen und aber auch nach seinen Gefühlen zu handeln und dann z. B. auch mal einen Kontakt abzubrechen, denn wenn alle so handeln würden wie in deinem Artikel geschrieben, dann wäre das Leben glaube ich viel leichter und auch die Kommunikation mit den Mitmenschen. Das waren jetzt so meine Gedanken, denn dein Artikel hat mich zum nachdenken angeregt.

    Antworten
    • Hi Felix,
      vielen Dank für deine Gedanken. Es geht hier vor allem um jene Menschen, die in deinem Leben sind und denen du nicht oder nur schwer ausweichen kannst. Zum Beispiel Familie, Bekannte oder Kollegen. Ich bin absolut deiner Meinung, dass man mit Menschen, unter denen man sich nicht wohlfühlt, nicht seine Zeit verbringen sollte. Von ihnen sollte man sich distanzieren und wenn es doch unausweichlich ist, einen Umgang finden, der einen nicht unnötig aufregt.
      Liebe Grüße
      Bettina

  3. Liebe Bettina,
    herzlichen Dank für dieses wichtige Thema. Du schreibst sehr gezielt und ohne Romane daraus zu machen. Wunderschön. Jeder kennt die beschriebenen Problem nur zu gut.
    Ich selber auch. Eigenartig ist nur, dass man von selber nur selten auf die Lösungen kommt.
    Ich bin mir sicher, dass viele Menschen bis zu ihrem Lebensende mit derartigen Problemen zu „kämpfen“ haben.
    Für mich habe ich einmal versucht, eine tägliche Übung zu finden, eine Situation, die ich selber herbeiführen und an der ich mein Verhalten üben kann.
    Hier meine Methode (hat bei mir gut funktioniert):
    Im täglichen Fernsehen laufen ja immer mal wieder Beiträge, die einen so richtig aufregen können. Politik ist da ein beliebtes Thema. Wer hat sich nicht schon mal am Fernseher über unsere Politiker aufgeregt. Nun ist es ja genau das beschriebene Problem. Die Politiker kann ich nicht ändern . . . Aber mich selber.
    Wenn man es nun hinbekommt (durch tägliches Üben und dem intensiven Verinnerlichen Deines Artikels, Bettina), diese Fernsehberichte gleichmütig und gelassen einfach nur anzusehen und emotionslos zu bleiben, hat man schon sehr viel gewonnen.

    Hilfreich ist auch eine gute Tasse Kaffee oder Tee, die man nebenbei Schluck für Schluck genießt 😉

    Liebe Grüße von der Ostsee
    Sören

    Antworten
    • Lieber Sören,

      ich danke dir für deine Worte. Was für ein schönes Kompliment!

      Vielleicht liegt es daran, dass sich viele nicht ausreichend mit dem Thema beschäftigen, zwar das Problem wahrnehmen, aber nicht nach einer Lösung suchen oder das Problem hinterfragen. Eventuell würden sie dann selbst auf Lösungen kommen 🙂 So wie du auch einen Weg gefunden hast! Vielen Dank für diese Übung. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie auch anderen helfen kann. Denn wie du sagst, hat sich sicherlich jeder schon mal über die Politik aufgeregt und kann jederzeit auf diese Übung zurückkommen, in dem er den Fernseher anschaltet. Ich werde sie auch ausprobieren, plus die hilfreiche Tasse Kaffee oder Tee (und einen Keks? 😉 )

      Vielen Dank nochmal und liebe Grüße aus dem Süden Deutschlands
      Bettina

    • Hallo Bettina

      Wie ist das dann wenn mich meine Partnerin belügt, komme mit sowas nicht klar. Auch wenn ich versuche etwas in mir zu verändern, was mir sonst bei den meisten Dingen gelingt, aber bei Lügen …

      Liebe Grüße

    • Hallo Pappalagi,
      ich kann gut verstehen, dass dich das lügen stört und es ist bewundernswert, dass du versuchst, damit klar zu kommen. Anstatt dich zu fragen, wie du damit klar kommst ist es vielleicht sinnvoller mal über die Frage nachzudenken, was dir in einer Beziehung besonders wichtig ist (welche Werte dir wichtig sind). Wenn sich von zwei Menschen die wichtigsten Werte in einer Beziehung (zB Ehrlichkeit oder Treue) sehr voneinander unterscheiden, ist es oft schwer möglich eine harmonische und erfüllende Beziehung zu führen.
      Vielleicht hilft dir in deiner Situation auch dieser Artikel: Unzufriedenheit – Was sie dir sagt und wie du sie lösen kannst
      Alles Liebe
      Bettina

  4. Hallo Bettina,
    danke für deinen wertvollen Beitrag. Irgendwie weiß jeder in seinem Herzen, dass das Problem bei einem selber liegt. Aber so deutlich und klar formuliert, ist es so viel einfacher die Gefühle konkret zu bennenen. Bei mir kommt es öfter vor, dass mich ein und die selbe Verhaltensweise mich bei einer Person stört, bei einer anderen wieder gar nicht. ZB Hund von A verteilt Biomüll in der Küche, kein Problem und entschuldigt sich nicht. Kein Problem. Das gleiche mit Person B macht mich wütend.
    Auch wenn ich weiß, dass das B gegenüber unfair ist, kann ich meine Wut nicht stoppen. Hast du hier einen Tipo für mich?

    Antworten
    • Hallo Anna,
      vielen Dank für deinen Kommentar und das positive Feedback zum Beitrag. In deiner geschilderten Situationen könnten bestimmte Erwartungshaltungen eine Rolle spielen, die du an Person B hast. Vielleicht ist die Wut auch auf einen Konflikt mit dieser Person zurückzuführen, der wieder wachgerufen wird. Frage dich selbst einmal, ob da etwas zwischen euch liegt. Was genau macht dich wütend? Warum bei Person B? Welche Gedanken kommen dir zu Person B noch? So kannst du der wahren Ursache auf die Schliche kommen. Der spontane Tipp wäre: Lass von jeglichen Erwartungen an andere Menschen los. Bleibe bei dir und tue das, was du zur Veränderung der Situation beitragen kannst und sich für dich richtig anfühlt, zB ansprechen oder (kommentarlos) aufräumen und für dich wissen, dass es nicht deine Art wäre, sich so zu verhalten. Es gibt immer etwas zu lernen für dich. Was ist es, was du daraus lernen kannst?

  5. Was ist damit, das Menschen in Formen gepresst werden und das Menschen von Kindern ständig Dinge verlangen, die sie selbst eigentlich nicht wollen?!
    Werden wir nicht so erzogen, so gebogen und tw sogar gebrochen, um so zu sein, wie andere uns gerne haben?
    Wer geht denn auf seine Kinder ein, wenn die nicht in den KiGa wollen, nicht in die Schule, nicht mit anderen spielen, sondern alleine sein wollen, nicht dann auf dem Spielplatz, wenn das Kind möchte, sondern die Eltern können, nicht das essen was ihnen schmeckt, sondern das was auf den Tisch kommt, egal wie ekelhaft das ist.
    Werden wir nicht alle von klein auf ständig von anderen verändert und gar nicht erst gefragt, was wir wollen, wie wir sein wollen. Wer kann sich denn frei entwickeln und wird in dem gefördert das er mitbringt?
    Ja wenn ein Kind fleißig, strebsam und begabt ist, dann finden das alle toll, aber was ist mit dem „faulen“ Kind, dem Träumer, dem Müßiggänger???
    Aus dem wird nichts, richtig? Das wird direkt bewertet, dann wird man gezwungen anders zu sein als man ist, von klein an!
    Einige wenige vielleicht nicht, die lässt man gewähren und vielleicht haben sie das Glück, das sie sogar gefördert werden und im Laufe der Jahre dann doch ganz großartige Menschen werden.
    Mir sind andere Menschen total egal, aber ich bin anderen Menschen anscheinend nicht egal und ständig wird etwas erwartet, werde ich gezwungen dies und das zu machen, obwohl ich das nicht will.
    Ich bin soweit, das ich Menschen die etwas von mir wollen, das ich nicht will sofort den Rücken zuzukehren, aber das bedeutet, das man 99% aller Menschen, die erfahrungsgemäß immer etwas von einem erwarten oder dich sonst be- und verurteilen, bewerten und dann wie Prof. Dr. Gerald Hüther einmal so schön sagte zum Objekt ihrer Maßnahmen machen. Und sei es nur ein abwertender Blick, der dich straft und verurteilt.
    Und all das ist dann also meine Schuld, wenn ich dagegen aufbegehre und mich eben nicht zum Objekt anderer Leute Erwartungen und Maßnahmen machen lassen will und mich darüber ärgere?
    Das Problem das mit heute begegnet ist?
    Kann ich ihnen sagen, ich werde zum Objekt anderer Leute Erwartungen und Maßnahmen gemacht!
    Das ärgert mich, ich mache da auch nicht mit, die Lösung ist Rückzug.
    Die anderen können machen was sie wollen, aber meine Grenzen sind überschritten.
    Nicht? Wird meine individuelle Grenze nicht überschritten, wenn ich so und so zu sein habe, damit ich nicht von der Norm abweiche, ich aber gar nicht so und so sein möchte.
    Die Freiheit des einen endet da wo die Freiheit des anderen beeinträchtigt würde, richtig?
    Meine Freiheit so zu leben wie ich das möchte ist massiv durch die Freiheiten, die sich andere nehmen beschränkt. MASSIV!!!
    Was soll ich jetzt tun, mich nicht ärgern und erkennen, das ich die anderen nicht ändern kann und hinnehmen, das meine Freiheit kleiner als die Freiheit der anderen ist?
    Wie kann ich denn selbstbestimmt leben? Ich kann und darf nicht so leben wie ich möchte, das wird nicht anerkannt, ist verboten, obwohl es die Freiheit anderer in keinster Weise beeinträchtigt. Aber andere erlassen Regeln und definieren die Norm, zwingen andere Menschen in ein normiertes Korsett, egal ob es passt oder nicht, man wird verändert und passend gemacht. Beginnt im Kindergarten und endet erst mit dem Tod.
    Erzählen Sie mir nix von: Wenn ich das Problem in mir gelöst habe ist das Problem außen weg.
    Regen Sie sich über Krieg auf? Vielleicht über Tierquälerei und Menschenrechtsverletzungen? Oder was ist mit Mord aus Gier? Oder Kinderarbeit in Afrika für ihr neues Handy? Sie haben doch sicher eins und konsumieren fleißig und finde es zwar nicht gut, mit der geplanten Obsoleszenz und das nicht nachhaltig produziert wird, sondern konsumfördernd. Also ist die Lösung sich darüber nicht mehr aufzuregen, anzuerkennen, das andere das so machen und vielleicht noch sagen: toll das du so erfolgreich bist. Leute die sich darüber ärgern, das wir Tiere mästen, Kriege führen, halbverhungernde Kinder Coltan für ihr neues Handy das man „nicht mehr wirtschaftlich“ reparieren oder länger als 3 Jahre nutzen kann, damit der Absatz nicht einbricht, aus dem Boden holen, sich dabei vergiften und…
    Tut mir leid, aber das ist mir zu kurz gedacht.

    Tut mir ehrlich gesagt nicht leid, das mich sowas ärgert, es zeigt mir eigentlich nur, das ich mich immer noch gegen die Veränderungs-, Bewertungs- und Anpassungsversuche an meiner Person durch andere wehre!
    Da darf ich mich auch mal aufregen und ärgern, meinen Sie nicht?

    Was soll eigentlich das Ziel sein? Das man sich nicht mehr ärgert? Also gar nicht mehr?
    Bisschen utopisch, oder?
    Und wahrscheinlich auch ungesund.

    Antworten
    • Vielen Dank für Ihren Kommentar. Da ich nicht den Eindruck habe, dass Sie an konstruktivem Austausch interessiert sind, sondern eher nur Kritik und Wut auslassen wollen, behalte ich mir vor, auf Ihren Kommentar einzugehen. Dazu ist mir meine Energie und Zeit zu schade. Alles Gute für Sie und Ihren Weg.

  6. Ich möchte mich bedanken für den gelungenen Beitrag. Es ist schön zu erkennen, was ich vieles schon geschafft habe und nun mich mit den weiteren Erkenntnissen diese annehme und mein Denken verändern werde.
    Es hat mir auf jeden Fall die Augen geöffnet und erkennen lassen, daß mein Partner diese vielen Erkenntnisse erlangen muss/kann/sollte, um „entspannter“ zu sein, auch im Hinblick auf das Zusammenleben. Da ich mich in einer aktuellen Situation befinde, kann ich nun mit ruhigem Gewissen bei meiner Meinung bleiben, dass ich für seine Wahrnehmung, Bewertung und Empfindung nichts kann. Es entstand alles in ihm.
    Ich bin froh, dass ich ihm gegenüber stark geblieben war.
    Danke also nochmals für den inhaltsreichen Beitrag. Viele Grüße

    Antworten
    • Liebe Nele,
      herzlichen Dank für deine positive Rückmeldung. Es freut mich zu lesen, dass du dein persönliches Wachstum wahrnimmst und anerkennst. Ebenso freut es mich, dass du weiter Erkenntnisse durch den Beitrag für dich gewonnen hast in Bezug zum Miteinander mit deinem Partner.
      Viele Grüße
      Bettina

  7. Großes Kompliment! Ich (52 Jahre) finde mich hier schon ziemlich wieder 🙂 ich habe sehr lange gebraucht, um dahinterzukommen, was mir mir „los ist“, warum mich so viele Dinge stören, Menschen stören, Geräusche usw….und ich komme auch manchmal wieder in Situationen, die mir so oder ähnlich schonmal passiert sind. Meiner Meinung nach, habe ich auch sowas wie Mesophonie. Gerade meiner Mutter (82 Jahre) merke ich dies häufig….dass was schon so, als ich noch Kind war. Gestern erst bin ich wieder in eine Situation geraten, die mich total aufgeregt hat und die mir Bauchschmerzen gemacht hat. Hier in der Nachbarschaft wohnt eine Frau, die ich gar nicht kenne. Sie hat mir nun schon zum zweiten Dinge an den Kopf geworfen, dass ja meine Hunde dafür bekannt wären, schlecht erzogen zu sein bzw. dass mein schlechter Ruf hier im Ort bekannt wäre? Beide Male hatte ich ein großes Fragezeichen im Gesicht und habe leider auch nicht gut reagiert…oder besser gesagt: ich habe überhaupt reagiert. Dass ist unangenehm für mich. Ich finde mich auch darin wieder, mir über Vieles und Viele Gedanken zu machen, ob ich denn wohl was falsch gemacht habe und so. Ich komme nur mit wenigen Menschen richtig super klar und kann nur schwer vertrauen. Beziehungen funktionieren leider auch nicht. Ich habe ein ausgeprägtes Bauchgefühl und lag bei den letzten beiden Männern exakt richtig! Irgendwie ja gut, macht es aber auch nicht leichter. Vielleicht hast Du Tipps, was ich machen kann? LG, Corinna

    Antworten
    • Liebe Corinna,
      ich freue mich, dass du dich hier wiedererkennst und verstanden fühlst. Bitte habe Verständnis, dass ich nicht ausführlich auf deine Themen eingehen kann, weil sie dazu zu umfangreich und groß sind. Hierfür stehe ich gerne in einem Coaching zu Verfügung. Dennoch ein paar Gedanken zu deinen Themen: Hochsensible Menschen sind oft nicht sehr schlagfertig, weil sie aufgrund ihres komplexen Denkvermögens meist etwas länger Zeit zum Nachdenken brauchen und sich eine Antwort oft erst „zurechtlegen“ müssen. Falls du Frau aus der Nachbarschaft nochmal siehst und ihre Anspielung verstehen möchtest, wäre eine Gegenfrage eine Möglichkeit, um ins Gespräch zu kommen („Was genau meinen Sie mit schlecht erzogen?“ oder „Das ist mir nicht bekannt. Wieso habe ich einen schlechten Ruf?“). Manchmal wirken wir nach außen hin anders, als wir glauben oder dürfen lernen, unsere Art zu sein zu akzeptieren, auch wenn sie anderen aufstößt. Da dir das schon früher als Kind passiert ist, wäre hier eine tiefere Beleuchtung des Themas hilfreich, um die Ursachen herauszufinden und an ihnen zu arbeiten.

      Warum Beziehungen nicht funktionieren, kann sehr viele Gründe haben und würde eine genauere Erforschung des Themas benötigen. Auf dein Bauchgefühl zu hören ist sicherlich eine sinnvolle Entscheidung, vor allem dann, wenn du weißt, dass du ihm trauen kannst. Zu den Themen Gedanken findest du hier einige BLogbeiträge: https://www.bettinahielscher.de/?s=gedanken. Vielleicht ist da ein interessantes Thema für dich dabei.
      Liebe Grüße
      Bettina

  8. Grundsätzlich stimme ich dem zu. Bei unethischem Verhalten, wie Übergriffigkeit, ändere aber nicht ich meine Einstellung sondern lasse die Person los. Und genauso ist es mit Personen, die ihre Macht ausspielen um sich herum. Da muss man ganz klar Grenzen setzen, damit sie gestoppt werden zum Wohle der Allgemeinheit. Und na klar ist es so, dass, je mehr es einen triggert, um so mehr hat man damit Erfahrung gemacht. Aber nicht immer ist es hilfreich, die eigene Haltung zu ändern. Manchmal muss man Menschen auch in ihre Schranken weisen. Das hat etwas mit Respekt und Achtsamkeit zu tun.

    Antworten
    • Liebe Tina,
      du hast absolut recht. Nicht immer ist es richtig, die eigene Meinung zu ändern. Wenn dabei die eigenen Werte oder Bedürfnisse übergangen werden, dann ist es notwendig, sein eigenes Wohl zu achten und dafür einzustehen.
      Alles Liebe
      Bettina

  9. Ich übe mich um Versuch zu akzeptieren wie mein Partner ist, habe Erwartungen reduziert usw.
    Nur wenn dann der andere oft andere Prioritäten hat, ihm egal ist wie viel Zeit er mit mir verbringt, sich im Haushalt viel weniger einbringt usw. und am Ende es immer wieder an mir ist, die Dinge dann zu erledigen oder meine Bedürfnis nach Gemeinsamkeit einzuschränken, ist das Problem so für mich leider nicht gelöst bzw. tut es dann trotzdem immer wieder weh. Ich bin also anscheinend unfähig das Problem in mir zu lösen, aber eben vielleicht auch, weil ich nun mal mein Bedürfnis nach Zweisamkeit nicht ständig ignorieren kann. Ebenso ist es ermüdend immer derjenige zu sein, der sich um Ordnung usw. kümmert. Ja, habe die Erwartung, dass man sich Arbeiten aufteilt und der andere sich einbringt. Offenbar gibt es dann hier keine Lösung außer Trennung. Allerdings kann dann ggf. Singleleben generell die Lösung sein. Man kann nun mal die Menschen nicht basteln wie man will, aber man kann sich auch selbst nicht so anpassen, dass man dabei kaputt geht.

    Antworten
    • Liebe Linda,
      vielen Dank für die Einblicke in dein Leben. Trennungen bzw. das Single-Leben ist nicht generell die Lösung. Manchmal wählen wir Beziehungen, ohne zu prüfen, ob die grundlegenden Werte des anderen zu unseren eignen passen. Stimmen diese Werte nicht überein, so wie das bei dir zu sein scheint (Das Bedürfnis nach Zweisamkeit / der Wert der Zweisamkeit), dann kommt es oft zu wiederkehrenden Konflikten und zum Unglücklichsein. Je besser wir uns kennen, desto mehr können wir darauf achten, was wir wirklich brauchen, um uns erfüllt zu fühlen, und dieses Leben und die dazu passenden Menschen wählen. Das heißt nicht, dass es keine Herausforderungen mehr gibt, aber in den grundlegenden Werten wirst du Frieden spüren. Diesen Frieden wünsche ich dir.
      Als Inspiration dazu kann dir dazu auch mein kostenfreies Hörbuch dienen „Find your place“. Erfahre die verborgene Weisheit hinter Erschöpfung, Unbeständigkeit und Konflikten und finde den Weg zu dir selbst.: https://believebe.de/find-your-place

      Alles Liebe
      Bettina

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