Meine Erkenntnis in der Notaufnahme und die ersten Erfolge der Meditation

7. Februar 2017

Manchmal bekommt man Sachen, die man einfach nicht haben will und die kein Mensch braucht – zumindest dem eigenen Urteil nach. Ich hatte vor kurzem von heute auf morgen einen Ausschlag am ganzen Körper. Überall rote Punkte. Da ich zur Zeit eine zehn-Tages-Packung Antibiotikum einnahm (ich war bereits an Tag neun angekommen), ging ich zum Hausarzt. Dieser meinte, dass ich auf das Antibiotikum reagiere. Ich solle es absetzen, ein Anti-Allergikum einnehmen und dann verschwinden die Symptome. So war ich erleichtert, dass der Ausschlag bald weg sein würde.

Am Abend wurde es schlimmer. Halbstündig konnte ich beobachten, wie die roten Punkte immer neue und größere Formen annahmen, sich großflächig ausbreiteten. Ich fühlte mich sehr schlapp. Am nächsten Morgen war ich feuerrot im Gesicht, fühlte mich fiebrig und auch mein Körper sah schlimmer aus, als am Tag zuvor.

Was passierte, als ich nicht auf meinem Körper hörte

Da ich am nächsten Tag kurzfristig auf Reisen ging, ging ich trotz Krankmeldung ins Geschäft. Ich hatte das Gefühl, noch einiges erledigen zu müssen, um ruhigen Gewissens in den Urlaub gehen zu können. Ich fühlte mich sehr unwohl, ignorierte aber dieses Gefühl. Mein Anspruch, die Dinge zu erledigen war in diesem Moment größer und wichtiger, als meine Gesundheit. Im Geschäft angekommen hielt ich es drei Stunden aus, bis ich den Entschluss fasste, so schnell als möglich heim und nochmal zum Arzt zu gehen, als ich von einer Kollegin in die Notaufnahme geschickt wurde (ich arbeite in einem Klinikum). Ich bräuchte dringend Kortison, ahnte sie, als sie mein rotes Gesicht sah. So ging ich in die Notaufnahme, um daheim nicht mehr zum Arzt zu müssen. Nach dem Besuch in der Notaufnahme wollte ich kurz zurück an meinen Arbeitsplatz, die restlichen paar Aufgaben erledigen und dann wirklich nach Hause gehen.

Mit schnell gehen war aber nichts. Die behandelnde Ärztin in der Notaufnahme wollte mich stationär einweisen. Aufgrund meiner Reise hat sie mir aber einen hochgradigen Anti-Allergikum-Cocktail intra venös verabreicht und für eine Stunde zur Beobachtung da behalten, angeschlossen an EKG, Blutdruckmessgerät und Sauerstoff-Sättigung.

Die unerträgliche Situation: du willst flüchten, kannst aber nicht

Kennst du dieses Gefühl, unbedingt einer Situation entfliehen zu wollen aber nicht zu können? So ging es mir. Nach gefühlt einer Stunde wurde ich unruhig. Ich dachte nur noch an den Wunsch, schnell nach Hause zu kommen und meine Ruhe zu haben. Ich klingelte, um zu fragen wie lang ich noch da bleiben muss. Als die Ärztin endlich kam, erlaubte sie mir zu gehen, weil meine Rötung besser sei. Sie wolle den Arztbrief schreiben und dann könne ich mit diesem und einem Rezept für die Nachbehandlung gehen. Wieder wartete ich. Und wieder wurde ich unruhig. Mir schwirrte im Kopf herum, dass ich noch zum Arbeitsplatz zurück, paar Sachen erledigen und dann zum Bahnhof laufen musste und mehr als eine Stunde heim brauchen würde. Ich wusste nicht, wie ich das schaffen soll und sehnte mich danach, es endlich nach Hause geschafft zu haben. Ich war fix und fertig und mir kamen die Tränen. Ich war so unruhig, dass ich mir am liebsten die Sauerstoff-Sättigung vom Finger, die Manschette von Arm, die Kanüle rausreißen und das EKG wegreißen wollte. Ich hielt es nicht aus.

Und die bevorstehende Reise machte mir auch Angst. Es war noch so viel zu tun und ich in einer Lage, die mir das gar nicht ermöglichte.

Meditation in der Notaufnahme

Tränen stiegen auf. Ich wollte nicht weinen, sondern mich beherrschen und ging in mich. Ich meditierte. Ich betrachtete, wo ich war. Ich lag in einer Kabine in der Notaufnahme. Ich habe eine allergische Reaktion. Ich bin unruhig, weil ich nicht hier sein will. Ich fühlte, wo die Unruhe aus dem Körper her kam, was sie für ein Gefühl verursachte.

Ich nahm alles wahr.

Ich beruhigte mich. Sobald ich jedoch meine Augen aufschlug und über all das nachdachte, was ich noch tun musste, bis ich daheim bin und auch dort bezüglich der Reise zu erledigen hatte, kamen mir erneut die Tränen. Ich wollte nicht weinen, nicht, dass die Ärztin kommt und mich doch noch hier behält!

Ich ging wieder in mich und schloss die Augen. Ich nahm mich wieder aus der beobachtenden Perspektive wahr. Fühlte die Temperatur, die ich wahrnahm, die Unzufriedenheit, das Unwohlsein, die Erschöpfung und die Last. Ich sagte mir, dass ich nicht mein Zustand bin. Es sind meine Gedanken über den Zustand, die mich so mitnehmen. Ich bin ein spirituelles Wesen, das eine menschliche Erfahrung macht. Ich kann nicht fliehen. Lass es zu. Ja: ich fühle mich unwohl. Ich fühle mich überfordert. Ich habe mich überfordert. Aber es ist ein Zustand, der nicht bleibt. Der Zustand bin nicht ich.

Ich beruhigte mich und die Tränen kamen nicht wieder. Ich hatte zwar immer noch den Wunsch zu gehen, aber mir ging es psychisch besser.

Mit Brief und weiterer Medikation wurde ich entlassen. Im Geschäft delegierte ich meine paar restlichen Aufgaben an liebe Kollegen, die mir gerne halfen. Ich wollte nicht eine E-Mail mehr schreiben. Und schaffte es nicht ganz ohne Tränen in den Augen meinem Chef zu sagen, dass ich dringend gehen muss, weil ich nicht mehr kann.

Und so ging ich endlich nach Hause.

Meine Erkenntnis – deine Chance

Warum ich dir das alles schreibe? Ich will kein Mitleid und es geht auch nicht darum, wie die Geschichte weiter ging. Ich schreibe dir das, weil auch du vielleicht so Situationen kennst, in denen du deine Krankheit oder eine Krankheitsphase oder einen Zustand nicht erträgst.

Nun habe ich das erste Mal gespürt, wie mir die regelmäßig Meditation, die ich daheim praktiziere, im Alltag geholfen hat. Die Erfahrung, die ich daraus mitgenommen habe. Die Fähigkeit der Reflektion. Das in mich gehen und beobachten.

Mir hat das Meditieren wirklich geholfen und ich kann es jedem nur ans Herz legen, es selbst einmal auszuprobieren. Falls du damit noch keine Erfahrung hast, kannst du hier nachlesen, wie ich den Einstieg geschafft habe.

So erschöpfend und belastend die Zeit war, bin ich dennoch sehr dankbar für diese Erfahrung. Wirklich sehr. Ich habe einen Weg gefunden, wenn alles in Unruhe scheint, zu mir zurück zu finden. Und deshalb wollte ich diese Erfahrung unbedingt mit dir teilen.

Wie gehst du mit solchen Situationen um, in denen du nicht sein willst, aber nicht flüchten kannst? Kannst du dir vorstellen, es mit Meditation zu versuchen?

2 Gedanken zu „Meine Erkenntnis in der Notaufnahme und die ersten Erfolge der Meditation“

  1. Ja liebe Bettina,

    sich der Ohnmacht ergeben, in ihr zur eigenen Mitte finden …

    Danke, für Deine Offenheit. Ich hoffe, Du bist wieder völlig genesen, und Deine Reise wurde auch schön.

    Alles Liebe,

    Martin

    PS.: Nach meiner Meinung sind Antibiotika und sonstige Chemischen Keulen für „Spirituelll erwachende Menschen“ eher nicht mehr so geeignet.

    Antworten
    • Lieber Martin,
      vielen Dank der Nachfrage. Mir geht es wieder gut und ich konnte die Reise dann auch genießen.
      Ich finde Antibiotika allgemein nicht gut. Für niemanden und möchte es auch nicht nehmen, wenn es nicht unbedingt sein muss.
      Liebe Grüße
      Bettina

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