Aber er meint doch mich! – Wieso du Dinge nicht persönlich nehmen darfst

9. Februar 2016

Fühlst du dich von manchen Personen persönlich angegriffen, obwohl du nichts Schuldhaftes getan hast? Du hast niemanden verletzen wollen und in bestem Gewissen gehandelt – trotzdem wirft man dir Worte an den Kopf, die dich tief im Herzen treffen und verletzen?

Warum die Worte – so persönlich sie klingen mögen – absolut nichts mit dir zu tun haben und die Wut, die diese Person gegen dich richtet, gegen sich selbst gerichtet ist, erfährst du hier.

Warum jemand persönlich angreift

Kennst du die Situation:
Du bist wütend auf jemanden und hast ihn mit Worten versucht,  absichtlich zu verletzten. Aber nicht, weil du wütend auf die Person bist, sondern auf das, was sie gemacht oder nicht gemacht hat oder wie sie sich verhalten hat?

Genau so geht es der Person, die dich angreift. Sie hat kein Problem mit dir, sondern dein Verhalten ihr gegenüber hat einen wunden Punkt in ihr berührt:

  • Du spiegelst ihre Ängste wider (z. B. Verlust)
  • Du spiegelst ihre Schwächen wider

Jeder Mensch ist konditioniert, hat sich aufgrund seiner Erfahrungen im Leben seelische Verletzungen zugezogen. Durch diese Verletzungen hat sein Selbstbewusstsein Schwachstellen bekommen. Wenn du nun daher kommst und ein Verhalten an den Tag legst, das genau diese Schwachstellen trifft, wird er schmerzlich berührt. Er kann mit dieser Schwäche nicht umgehen und möchte sich diesen Schmerz nicht gefallen lassen. Er möchte ihn dir zurückgeben, weil du seiner Meinung nach für diesen Schmerz verantwortlich bist. Deswegen greift er dich persönlich an.

Dass du nicht verantwortlich für seinen Schmerz bist, sondern nur der Auslöser für die Erinnerung an ein Problem, das er in sich selbst trägt, nimmt er nicht wahr.

Warum du Dinge persönlich nimmst

  • Weil du glaubst, was der andere sagt
  • Weil du erlaubst, dass der andere dich verletzt

„Niemand kann dich ohne dein Einverständnis dazu bringen, dich minderwertig zu fühlen.“

Wenn du ein schwaches Selbstbewusstsein hast oder wiederum an deiner eigenen Schwachstelle schmerzlich berührt wirst, nimmst du Dinge persönlich. Wenn du ebenfalls verletzt reagierst und dein Gegenüber für den Schmerz, den er in dir hervorgerufen hat, verantwortlich machst und bestrafen willst, kann die Situation ausarten.

Es ist ein Hochschaukeln zwischen zwei verletzten Seelen, jeder trifft den anderen an seiner Schwachstelle und die negative Energie und die verletzten Gefühle werden wie ein Ping-Pong-Ball hin und her geworfen. Immer mit der Absicht, den anderen so zu verletzen, wie man selbst verletzt wurde.

Wenn du das Verhalten deines Gegenüber enttarnt hast, erkannt hast, dass du nicht für seinen Schmerz verantwortlich bist, kannst du vermeiden, dass ein persönlicher Angriff ausartet.

Warum du Dinge nicht persönlich nehmen darfst

Jeder sieht seine eigene Wahrheit von der Welt und den Menschen. Sein Inneres als Spiegelbild nach außen projiziert (wie auch in meiner Serie zum Thema Karma ausführlicher beschrieben).

Wer von Schmerz erfüllt ist, gekränkt, verletzt oder enttäuscht wurde, sieht in jedem, dem er begegnet, seinen eigenen Schmerz. Wer nicht weiß, wie er mit diesem Schmerz umgehen soll, nutzt oft das Ventil des persönlichen Angriffs, um seine negative Energie loszuwerden.

  • Warum fremde Personen persönlich angreifen

    Wenn du den Weg einer verletzten Person kreuzt, die du nicht kennst, kann es sein, dass sie ihren Schmerz gegen dich richtet, auch wenn du weder mit der Situation noch mit dieser Person etwas zu tun hast. Sie trägt einen Schmerz in sich, den sie loswerden und abladen möchte, um sich (kurzfristig) besser zu fühlen. Aber du bist nicht der, auf den sie wütend ist. Du bist quasi „ungünstig im Weg“ und wurdest deshalb Opfer des persönlichen Angriffs.

  • Warum Freunde/Familie persönlich angreifen

    Je enger die Verbindung zwischen Meschen ist, desto eher werden Dinge persönlich genommen. Wenn du eine persönliche Beziehung zu dem Menschen hast, der sich durch dich verletzt fühlt, kommt dir jeder Vorwurf und jeder Angriff sehr persönlich vor. Die Person kennt deine Schwächen, sie weiß, wo sie dich treffen und verletzen kann – und greift dich gezielt an diesen Stellen an. Sie möchte dir den Schmerz heimzahlen, den du in ihr ausgelöst hast und erhofft sich dadurch Erleichterung von ihrem eigenen Schmerz.

Der Vergleich mit dem Schokoladenfleck

Wer ein Problem mit sich hat, wird in dir Probleme sehen. Er wird dich ändern wollen, damit die Welt in ihm wieder in Ordnung kommt. Dass das nicht funktioniert wird diese Person erst merken, wenn das gleiche Problem wieder auftritt und sie da steht, wo sie bereits stand: Am Anfang. Ohne dazugelernt zu haben.

Ich habe dazu einen sehr schönen Vergleich gelesen: Es ist, wie wenn diese Person einen Schokoladenfleck im Gesicht hat und im eigenen Spiegelbild diesen Fleck sieht. Dieser Fleck stört und ärgert sie und sie versucht, den Spiegel zu säubern. Die Welt und die Menschen sind ebenfalls ein Spiegelbild der eigenen Wahrnehmung. So sieht diese Person in jedem Menschen diesen störenden Schokoladenfleck, den sie selbst im Gesicht trägt. Sie möchte alle ändern, damit der störende Fleck verschwindet und weiß nicht, dass sie ihr eigenes Gesicht reinigen muss, um ihn zu beseitigen.

Wenn die Person mit sich selbst ins Reine kommt, den Fleck aus dem eigenen Gesicht gewischt hat, wird sie die Dinge nicht mehr an anderen kritisieren. Sie wird durch kein Verhalten an ihre Schwachstelle erinnert, weil diese Schwachstelle behoben ist.

Warum du Dinge nicht persönlich nehmen darfst (Beispiele aus dem Alltag)

  • Jemand sagt: „Du bist so dumm. Du machst alles falsch! Du bist echt zu blöd dafür!“

    Diese Person greift an, weil sie ungeduldig ist. Sie kann mit dieser Schwäche nicht umgehen und ärgert sich über dich, weil du diese Schwäche für sie spürbar machst.

  • Jemand möchte ein Treffen mit dir und du sagst ab.

    Die Person wirft dir vor, sie nicht wichtig zu nehmen, weil du keine Zeit für sie hast. Sie greift an, weil sie Selbstzweifel hegt. Mit deinem Verhalten bestätigst du ihre Angst, nicht wertvoll zu sein. Sie möchte wichtig genommen werden, Aufmerksamkeit bekommen, bekommt sie aber nicht. Das tut ihr weh – Du tust ihr weh.

  • Jemand erwartet, dass du pünktlich bist, du kommst aber zu spät.

    Die Person greift an, weil du ihre Erwartungshaltung nicht erfüllt hast. Ihre Anforderung an sich selbst und ihre Anforderungen an dich. Sie erwartet, dass du nach ihren Vorstellungen lebst. Nicht du hast sie verärgert, sondern dein Verhalten hat die Schwäche, mit Unpünktlichkeit nicht umgehen zu können, zum Vorschein gebracht.

  • Jemand wirft dir vor, egoistisch zu sein

    Die Person greift an, weil sie möchte, dass du etwas für sie tust / ihr Arbeit abnimmst. Du erfüllst ihre Erwartung aber nicht. Dein Verhalten erinnert sie daran, dass sie selbst gerne egoistischer wäre, es aber nicht fertig bringt. Sie ist in gewisser Hinsicht neidisch auf dich, weil du die Selbstfürsorge aufbringst, von der sie nur träumt.

Was auch immer es war: es hat nichts mit dir zu tun.

Nicht du hast die Person verletzt, sondern dein Verhalten hat in ihr einen Schmerz hervorgerufen, den sie aus vergangenen Erfahrungen erworben hat.

Wenn dir das klar wird, dringen die verletzenden Worte nicht zu dir durch.

So nimmst du Dinge nicht mehr so persönlich

Kennst du Menschen, die selten etwas persönlich nehmen? Die bei persönlichen Angriffen gelassen bleiben, bei denen du ausflippen würdest, wenn man sie gegen dich richten würde? Diese Menschen haben ein so gesundes Selbstbewusstsein, dass sie wissen, dass der Angriff nichts mit ihnen zu tun hat.

Ich bewundere solche Menschen und übe mich ebenfalls in der Kunst, Dinge nicht persönlich zu nehmen. So kannst auch du das erreichen:

  • Erfasse dir Situation bewusst. Bewerte sie nicht, sondern nimm sie wahr:
    Person X ist wütend auf dich, weil du dies und jenes (nicht) getan hast.
  • Erkenne, dass die Person, die angreift, sich in deinen Angelegenheiten befindet. Sie will dir erklären, was du zu tun oder wie du zu sein hast. Aber das Stück Schokolade, das sie stört, befindet sich auf ihrem eigenen Gesicht.
  • Werde dir bewusst, dass die Person ein Problem mit sich hat
  • Glaube nicht, was der andere sagt. Du hast einen wunden Punkt in ihm getroffen und seine Verletztheit will er auf dich übertragen, um sich selbst von ihr zu befreien. Dass das nur kurzfristig wirkt erkennt er leider (noch) nicht
  • Erlaube ihr nicht, dich zu treffen. Denn du weißt: es hat nichts mit dir zu tun. Stelle dir ein unsichtbares Schutzschild vor, das die Worte nicht zu deinem Herzen durchdringen lassen oder sie an dir abperlen wie Wasser an Entenfedern und im Boden versickern.

Übe dich in Gelassenheit.

Nimm dich nicht so wichtig – keiner meint dich

Das mag sich etwas unglaublich anhören, aber keiner, der dich persönlich angreift, meint dich wirklich. Seien die Worte auch noch so persönlich und treffend.

Erinnere dich daran, dass jeder Mensch aufgrund seinen Erfahrungen konditioniert ist und sich Verletzungen zugezogen hat. Jeder hat seine eigene Wahrnehmung von der Welt. Alles ist ein Spiegelbild seiner Selbst, dem, was er in sich trägt.

Wer dich persönlich angreift, wird durch dich an seinen eigenen Schmerz / seine eigene Angst oder seine eigene Schwäche erinnert. Diese Person hat ein Problem mit sich und kann mit diesem Problem nicht umgehen. Da sie dich für den Verursacher ihrer Verletzung hält, greift sie dich an. Sie erkennt nicht, dass du nur der Auslöser bist und sie durch dich auf ihr eigenes Problem aufmerksam gemacht wird. Erinnere dich: Sie muss die Schokolade aus ihrem Gesicht wischen, damit sie sie nicht mehr stört.

Wenn du erlaubst, dass dich jemand persönlich angreift, wenn du es persönlich nimmst, dann erlaubst du dieser Person, dir ihre negative Energie zu übergeben. Dann hat sie ihr Ziel erreicht. Sie ist ihren Schmerz los, weil du ihn angenommen hast – und du – als unschuldige Person – bist Leidtragende.

Verzeihe dem anderen den Angriff. Sein Angriff ist Zeichen seiner Angst und Unsicherheit. Er meint nicht dich. Hättest du das Gleiche erfahren wie er, würdest du vielleicht genauso reagieren.

Was auch immer jemand sagt:
Es hat nichts mit dir zu tun, sondern nur mit ihm.

Ich habe mir vorgenommen, dankbar für jeden zu sein, der mich persönlich angreift. Nur so, kann ich mich in der Fähigkeit, gelassen zu werden und Dinge nicht mehr so persönlich zu nehmen, üben.

Und wenn du möchtest, helfe ich dir dabei in deinen Beziehungen. Hier kannst du dein Erstgespräch vereinbaren, damit du endlich selbstbewusst und authentisch deinen Mitmenschen begegnen kannst.

Weiterführende Links:

  • Katharina von Glücksdetektiv erklärt dir in ihrem kurzen Video, wie du Dinge nicht so persönlich nimmst

14 Gedanken zu „Aber er meint doch mich! – Wieso du Dinge nicht persönlich nehmen darfst“

  1. Hey Bettina,

    schöne Bilder. 🙂

    Naja es gibt auch einfach pure Bosheit. Wer schon mal YouTube Kommentare gelesen hat, weiß das.

    Aber ich finde auch den Spruch sehr gut, den ich vor Kurzem von Matthew Mockridge gehört habe: „Man sieht die Welt immer durch die Vorhänge der eigenen Erfahrungen.“

    Liebe Grüße,
    Ronja

    Antworten
    • Hey Ronja,
      danke. 🙂

      Auf den ersten Blick scheinen manche Kommentare wie pure Bosheit, aber ich glaube, dass diese Bosheit auch einem Problem entstammt, das diese Person mit sich selbst hat. Neid zum Beispiel auf andere YouTuber. Oder aus dem Grund, weil diese Menschen ein geringes Selbstwertgefühl haben und sich besser fühlen wollen, in dem sie andere klein machen.
      Danke für den tollen Spruch! Gefällt mir sehr gut!
      Liebe Grüße
      Bettina

  2. Hey Bettina,

    sehr schön erklärt!

    Ich persönlich kann auch bestätigen, was du schreibst. Mir hilft es dabei am meisten das „Sich selbst nicht so wichtig nehmen“. Du hast ja auch bei mir den letzetn Beitrag über den Tod und die Ego-Wahrnehmung gelesen. Genauso kann man auch in solchen Situationen versuchen „aus dem Ego auszusteigen“ und es von außen beobachten. Direkt fühlt man sich nicht mehr selbst betroffen. =)

    Liebe Grüße

    Norman

    Antworten
    • Hi Norman,
      danke!
      So eine Situation aus der Beobachtungsperspektive zu betrachten ist eine sehr gute und wie ich glaube sehr hilfreiche Idee!
      Danke für den Tipp 🙂
      Liebe Grüße
      Bettina

  3. Hi Bettina!

    Danke für Deine wie immer so wertvollen Hilfestellungen zu mehr Gelassenheit und Glück im Leben.
    Deine Gedanken zeigen mir einmal mehr, dass jeder für sein eigenes Leben/Glück verantwortlich ist und keine äußeren Quellen – weder Menschen noch Dinge – uns das geben können, was unsere eigene Seele an Glück bereit hält für uns.

    In Herzensverbindung
    Felix

    NB: werde mich irgendwann mal „revanchieren“ für Deinen lieben Kalender 😉

    Antworten
    • Lieber Felix,
      das hast du wunderschön gesagt. Tief in uns verborgen liegt alles, was wir zum Glücklichsein brauchen.
      Vielen Dank für deine warmen und liebevollen Worte an mich. Du brauchst dich für gar nichts zu revanchieren.
      Ich bekomme durch deine Dankbarkeit so viel zurück! 🙂
      Ganz liebe Grüße
      Bettina

  4. Hallo Bettina
    Ein sehr interessanter Bericht, der mich total angesprochen hat. Aus dieser Perspektive habe ich es noch nie betrachtet, dass ich vielleicht garnicht gemeint sein könnte “ fühle mich leider auch oft persönlich angegriffen.Deine tollen
    Berichte spornen mich sehr oft zum “ überdenken „. Schade, dass ich nicht früher auf „Deine Seite “ ( oder auch andere spirituelle Seiten )gestoßen bin, manches wäre mir erspart geblieben in jüngeren Jahren… Aber es ist wohl nie zu spät, um
    Noch etwas Neues zu lernen .. Auch nicht mit 65 Jahren ??… Ich bleibe am Ball bzw. in Deinem Blog DANKE. Und ganz liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Anne

    Antworten
    • Liebe Anne,
      vielen Dank für das Lob! Ich freue mich sehr darüber, auch, dass ich dich ein Stück auf deinem Lebensweg begleiten darf 🙂
      Wenn man persönlich angegriffen wird, denkt man in der Regel auch nicht über die Situation nach, sondern konzentriert sich auf das Gefühl, das durch die verletzenden Worte in einem enstanden ist und genau darin liegt der Fehler. Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Umsetzung und hoffe, dass du nun nicht mehr so leicht verletzbar bist. Du darfst mir gerne davon berichten 😉
      Und nein, es ist wirklich nie zu spät! 🙂 Ich glaube immer, dass alles zu seiner Zeit kommt. Und dass du meinen Blog und andere spirituelle Seiten gefunden hast, als du sie gebraucht hast. Vielleicht wärst du früher nicht bereit für die Themen gewesen oder hast durch die eigene Erfahrung persönlich reifen müssen, um dahin zu gelangen, wo du heute bist.
      Ich freue mich sehr über dich als Leserin 🙂
      Alles Liebe und ein schönes Wochenende
      Bettina

  5. Liebe Bettina,

    eine super Erklärung für das Problem mit den persönlichen Angriffen und eine, die man sich immer mal wieder ins Bewusstsein rufen sollte.
    Sonst sind wir so schnell verunsichert durch das, was andere sagen.
    Aber das ist nicht nötig. Die anderen haben die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen und sie sind garantiert auch keine Experten für mein Leben.

    LG,
    Katharina

    Antworten
    • Liebe Katharina,
      vielen Dank! Da hast du absolut recht. Man sollte einfach nicht alles glauben, was andere sagen.
      Liebe Grüße
      Bettina

  6. Sehr schöner Artikel! Cooles Beispiel (Schokoladenfleck) und auch der Hinweis, dankbar zu sein, für Leute, die mich persönlich angreifen. Da muss man innerlich erstmal drauf klar kommen 😀
    Es gibt einen Menschen, bei dem ich das bei mir erkenne. Ich kann damit nicht umgehen. Sie kommentiert sehr viel. Ich finde das anstrengend und das nervt mich. Zwischendurch bin ich sehr verunsichert.
    Sie macht das – denke ich – nicht um mich zu verletzen. Ist einfach ihre Art(?). Sie beobachtet und sagt dann was sie dazu meint. Bewertet und kommentiert.
    Da ich da alles andere als selbstbewusst bin – trifft mich das manchmal stark (im Sinne von – da sie ständig was sagt, bin ich auch so „komisch“ und nicht richtig).
    Muss ich ihre Dinge die sie sagt „ernst“ nehmen? Sie „greift mich ja evtl. nicht persönlich“ an, weil das was mit ihr zu tun hat (außer, dass es vielleicht ihre Art ist) – sondern weils wirklich mit mir zu tun hat?
    Mir ist klar, dass diese Aussage auch wieder mehr mit mir zu tun hat (Selbstbewusstsein) – aber ich frage mich, wie ich den Gedanken aus deinem Beitrag hier „anwenden“ kann. Ich seh das gefühlsmäßig wohl so: Sie machts nicht, weil sie mit sich ein Problem hat – also greift das Argument auch nicht, dass ichs nicht persönlich nehmen muss.
    Lieben Gruß

    Antworten
    • Hallo Jody,
      vielen Dank! Ja, dankbar für diese Menschen zu sein ist erst mal ein ungewöhnlicher Gedanke 😉
      Ich verstehe dich sehr gut, dass das ständige Kommentieren über das, was du machst oder wie du bist, nervt und dich verunsichert.

      Überlege dir, ob das, was sie sagt, sinnvoll ist. Wenn es konstruktive Kritik ist, darfst du ihre Worte gerne ernst nehmen, die Kritik für dich überprüfen und wenn das Gesagte für dich Sinn macht, an dir arbeiten. Wenn es aber Kritik gegen dein „normales Verhalten“ ist, gegen das, was du immer bist, dann nimm ihre Worte bitte nicht ernst. Du musst nicht die Erwartungen anderer erfüllen und ich glaube auch nicht, dass sie sich herausnehmen kann, dir zu sagen, wie du zu sein hast. Vielleicht ist sie selbst unsicher and versucht nach außen hin durch die Bewertung anderer sich selbst einzureden, dass sie alles im Griff hat und alles kann.

      Und bedenke auch, dass du dafür verantwortlich bist, ob du etwas persönlich nimmst oder nicht. Wenn du ihr glaubst und wenn du es zulässt, treffen dich die Worte. Nur weil eine Person sagt, dass du anders sein sollst, heißt das nicht, dass sie recht hat.

      Könntest du mir vielleicht ein konkretes Beispiel nennen, was sie dir sagt? Dann können wir das mal genauer durchgehen.

      Und was mich noch interessiert: Hast du sie mal darauf angesprochen, dass du das nicht magst? Wenn nein, dann versuch das doch mal. Ihr auf eine nette Art sagen, dass du das Gefühl hast, nicht gut genug zu sein, weil sie dich oft darauf hinweist, wie du etwas tun sollst und dass du dich von ihr nicht akzeptiert fühlst. Vielleicht ist ihr das gar nicht bewusst und sie möchte dir damit nicht weh tun.

  7. Schokoladenfleck🥰
    Ein einzige Wort – und noch dazu so ein schönes – hat meine seelische Heilung vollendet. Ja, ich muss freilich noch üben, aber ich habe gelernt, dass auch das dazu gehört, dass Fehler machen meist gar keine Fehler sind, sondern nur ein weiterer Schritt, der zum Ganzen dazugehört.
    Ich wurde in eine stark narzisstischer Familie hineingeboren: Vater ein starker, verdeckter Narzisst, Mutter seine extreme Co-Narzisstin, die früher von mir so heiß geliebte Schwester hat das Erbe leider angetreten und auch schon an ihren Sohn weitergegeben, der eher der grandiose und charmante Narzisst ist. Ich kannte auch die wenig liebenswerte Oma und sogar die furchteinflößende Urgroßmutter, deren armen, gequälten Seelen ich heute viel milder gestimmt betrachten kann. Ich habe grundsätzlich schon mein ganzes Leben lang gemerkt, dass ich nicht die “Schuldige“ bin. Aber als starker Empath war ich für die Menschen, die ich so sehr geliebt habe der perfekte und willfährige Abladeplatz ihrer eigenen vermeintlichen Unzulänglichkeiten, mit denen klarzukommen sie alle unüberwindbare Schwierigkeiten haben. Das anzunehmen schien mir der einzige Weg, mir die Liebe dieser mir so wichtigen Menschen zu erkämpfen. Und ihr merkt, bei so vielen „Übermenschen“ in meinem engsten Umfeld, die sich ihrer vermeintlichen Schwächen und ihrer Scham zwanghaft entledigen müssen, hatte ich gewaltig große Pakete zu tragen. So wurde ich zu der starken, tollen Frau, die ich heute bin. Bewußt ist mir das aber erst in den letzten 3 Jahren geworden, also mit Mitte 50, mit Mamas Tod. Sie hat Zeit ihres Lebens einen goldenen Schleier über meinen Vater geworfen, welcher ihm von einer zur anderen Sekunde entrissen wurde und vor mir quasi ein fremder Mann stand und ich erkannte, dass alles eine große Lüge war. Ich verbrachte einige qualvolle Monate des Erkennens, begleitet von der Youtuberin Marie mit ihrem wöchentlichen Block „Narzissmus-verstehen.de“ – danke, Marie – und fing dann an, diesen brodelnden, inneren Sumpf trockenzulegen. Was mir bis gestern noch fehlte war ein Werkzeug oder eine Erkenntnis, diese qualvollen, persönlichen Angriffe zu parieren, oder auszuhalten, oder einfach nur zu verstehen. Ich suchte danach und fand diesen „gefühlvoll-sachlichen“ Artikel und erkannte augenblicklich, dass meine Reise der Erkenntnis, die ich allerdings in dieser Intensität auch gehen mußte, zu einem großartigen, versöhnlichen Punkt geführt hat, von dem aus ich endlich und leichten Herzens meinen Weg zusammen mit meinem tollen Ehemann fortsetzen kann. Seit gestern bin ich nicht nur die starke, tolle Frau, sondern sogar der SCHOKOLADENFLECK. Und darauf bin ich stolz.
    Danke, Bettina

    Antworten
    • Liebe Gabi,
      ich bin sehr berührt von deinem Kommentar, vielen Dank dafür! Wie schön, dass dieser Text das letzte Puzzleteil an seinen Platz gerückt hat. 😉 Ich freue mich, dass deine Stärke in dir erwacht ist und sich stabilisiert hat – durch die verschiedensten Lebenserfahrungen und Impulse von außen zur Heilung. Mögest du deine Kraft jeden Tag mehr und mehr spüren und das Licht deiner starken und feinen Seele in die Welt tragen.
      Alles Liebe
      Bettina

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