Wie es dir gelingt, leichter „Nein“ zu sagen

12. August 2018

„Nein.“ – So kurz dieses Wort ist, so schwer kann es sein, es auszusprechen. Die Angst vor Ablehnung liegt dem oft zugrunde und kann dazu führen, dass wir „ja“ sagen, obwohl wir „nein“ meinen. Vielleicht sogar viel zu oft. Warum „Nein“ sagen wichtig ist und wie es dir gelingen kann, leichter „Nein“ zu sagen, stelle ich dir in diesem Beitrag vor.

Warum wir nicht gerne Nein sagen und warum Nein sagen so wichtig ist

Viele Menschen haben Angst davor, egoistisch zu wirken und zu sein, wenn sie „nein“ sagen. Vielleicht kennst du das von dir selbst. Es geht beim „Nein“ sagen jedoch gar nicht darum, nur noch an sich selbst zu denken. Das wäre durchaus egoistisch. Sondern es geht darum, einen gesunden Egoismus zu entwickeln – für sich selbst gut zu sorgen und „nein“ zu sagen, wenn es das dafür braucht.

Viele Menschen glauben auch, ein „Nein“ bedeutet Härte oder Lieblosigkeit. Doch auch das ist nicht immer der Fall. Ein „Nein“ kann bestimmt und zeitgleich liebevoll sein. Ein eindeutiges „Ja“ zu dir und ein rücksichtsvolles „Nein“ zu anderen. Ein „Nein“ kann sogar gerade die Liebe zu anderen deutlich machen, indem du sie dadurch in die Freiheit entlässt.

Viele Menschen verbinden mit einem „Nein“ auch immer Einschränkungen. Doch auch das kann man nicht so pauschal sagen. Wenn ich mich mit einem „Nein“ von etwas abgrenze, dass mir nicht guttut oder mich in meiner Freiheit einschränkt, schenke ich mir dadurch Freiheit.

„Nein“ sagen hilft dabei, im Einklang zu bleiben – in deiner Mitte – und damit, dein Wohlbefinden zu wahren. „Nein“ sagen ist daher ein wichtiger Aspekt der Selbstfürsorge.

In deinen Grenzen kann manchmal auch dein Glück liegen.

Die Kraft einer echten Entscheidung

Um ein klares „Nein“ treffen zu können, braucht eine echte Entscheidung. Das heißt, eine Entscheidung, zu der du voll und ganz stehst und die keine Alternative offenlässt. Nur mit einer solchen eindeutigen Entscheidungen treten keine Unsicherheiten und inneren Konflikte auf, die dir im Nachhinein das Leben schwer machen können. Gedanken wie: War das jetzt richtig? Hätte ich mich doch lieber anders entscheiden sollen? Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht. Ich fühle mich schlecht, weil ich mich so entschieden habe.

Kennst du solche Gedanken? Ich kenne sie gut. Ich weiß, dass Entscheidungen zu treffen nicht immer schön und vor allem nicht immer einfach ist. Denn eine Entscheidung hat auch immer etwas mit Loslassen zu tun – und wie oft wollen wir genau das nicht tun?

Die Angst vor negativen Konsequenzen – sei es dem Verlust, davor, einen Fehler zu machen oder abgelehnt zu werden – hindert uns oft daran, eine wirkliche Entscheidung zu treffen und ein klares „Nein“ zu sagen. Und doch ist es notwendig, wenn wir kraftvoll in unserer Mitte bleiben wollen.

3 Ideen, die dir helfen, leichter Entscheidungen zu treffen und „Nein“ zu sagen

1. Den Fokus auf das „Ja“ legen

Jedes „Nein“ auf der einen Seite, bedeutet ein „Ja“ auf der anderen Seite. Was dir helfen kann, eine klare Entscheidung zu treffen ist, deinen Fokus auf dieses „Ja“ zu legen. Auf das, was du möchtest und durch das „Nein“ sicherstellst. Wenn dieses „Ja“ attraktiv und wichtig genug für dich ist und du dich auf dieses „Ja“ konzentrierst, fällt das „Nein“ sagen oft leichter.

Klingt fast zu einfach, um wahr zu sein, deswegen lade ich dich ein, das mal auszuprobieren: Anstatt 100% gegen etwas zu sein, 100% FÜR etwas zu sein. Und mit deinem „Nein“ das, wofür du bist, voller Liebe und Fürsorge zu unterstützen.

Zum Beispiel:

  • Ich möchte, dass Tiere nicht mehr wegen mir leiden müssen, deshalb sage ich gerne „Nein“ zu Fleisch.
  • Ich möchte meine Grenzen achten und mein Wohlbefinden wahren, deswegen sage ich gerne „Nein“ zu Aufgaben, die mir zu viel sind.
  • Ich möchte in einem Umfeld leben, in dem ich mich wohlfühle und mich entfalten kann, deswegen sage ich gerne „Nein“ zu Menschen, die mir mehr Energie rauben, als geben.

Vervollständige für dich den Satz:
Ich möchte… deswegen sage ich gerne „Nein“ zu…

Spürst du einen Unterschied, wenn du den Fokus auf das „Ja“ legst?

2. Dich fragen, was heilsam für dich ist

Ich persönlich prüfe meine Entscheidungen nach dem Maßstab der Heilsamkeit. Ist das heilsam für mich? Brauche ich das gerade? Tut mir das gut? Diese Frage nach der Heilsamkeit heißt nicht (mehr), dass ich meinen Verstand frage, was gut ist oder ich machen sollte. Sondern ich frage auch meine Seele und meinen Körper, was sie gerade brauchen.

Heilsam kann so einmal das „Ja“ zu Schokolade sein, weil ich sie gerade „brauche“ – sie mir erlauben will und mich an ihr erfreue. (Das heißt ein „Nein“ zu gesundem Essen). Ein anderes Mal kann es ein „Ja“ zu gesundem Essen sein, weil ich meinem Körper über die Nahrung Energie und Kraft geben möchte. (In dem Fall ist es ein „Nein“ zu Süßigkeiten.)

Die Frage, was heilsam für dich ist, kann dir helfen, leichter eine Entscheidung zu treffen und „Nein“ zu sagen

3. Dich entscheiden, authentisch zu sein

Wenn wir „Nein“ sagen, haben wir oft Angst davor, abgelehnt oder kritisiert zu werden. Doch spannenderweise kann ein „Nein“ Respekt und Bewunderung erzeugen, wenn es auf würdevolle und bestimmte Weise ausgedrückt wird. Ein klares „Nein“ zeigt nämlich, dass du Persönlichkeit hast. Dass du hinter dir stehst. Dass du für das einstehst, was dir wichtig ist. Dass du innere Stärke besitzt.

Und genau diese Stärke, für die andere dich bewundern, spürst du selbst in dem Moment, in dem du für dich einstehst. Vielleicht hast du die Erfahrung selbst schon gemacht: Du bist mit einer klaren Entscheidung für dich eingestanden und du hast dich stark gefühlt – weil du dir selbst treu geblieben bist.

Mit einer solchen inneren Haltung nimmst du auch gerne die Konsequenzen deines Verhaltens in Kauf. Du bist so klar in dem Entschluss, du selbst zu sein, dass es sich sogar richtig anfühlt, die Konsequenz dafür zu tragen. Auch dann, wenn sie negativ für dich ausfallen sollten.

Wenn du eine Entscheidung im Hinblick auf das Authentischsein triffst, geht es dir nicht mehr darum, den einfachen Weg zu gehen, sondern den, der sich für dich richtig anfühlt. Und das kann oft der schwerere Weg sein. Und doch ist es oft derjenige, der dir mehr Kraft gibt. Denn jedes „Nein“, bewusst und in Liebe für dich entschieden, unterstützt dich darin, du selbst zu sein. Und das stärkt dich in deiner Persönlichkeit.

„Nein“ – Sei es dir wert!

Das größte Geschenk, das du dir machen kannst ist, im Einklang mit dir zu leben. Das Einhalten deiner Grenzen, das Achten deiner Bedürfnisse und Werte schenkt dir Kraft und Wohbefinden und das wiederum ermöglicht dir den Zugang zu einem erfüllten und glücklichen Leben.

Um das zu erreichen ist es manchmal nötig,  „Nein“ zu sagen. So schwer das zum Teil auch sein kann. Doch sei dir gewiss, dass du mit einem „Nein“ nicht nur an dich denkst. Ganz im Gegenteil. Je besser es dir geht, desto  kraftvoller und liebevoller kannst du mit deinen Mitmenschen umgehen. Du befähigst dich dazu, zu geben. Du besitzt so viel positive Energie, Kraft und Liebe für dich, dass du sie ganz leicht und wie selbstverständlich verschenkst. Du bereicherst (mit einem gesunden Maß an Egoismus) nicht nur dich, sondern dein ganzes Umfeld.

Was sind deine Erfahrungen zu dem Thema? Zu wem oder was hast du heute „Nein“ gesagt und wie erging es dir damit? Ich freue mich sehr über deine Geschichte.

5 Gedanken zu „Wie es dir gelingt, leichter „Nein“ zu sagen“

  1. Liebe Bettina!
    Du hast recht: Nein sagen ist manchmal notwendig und wichtig, Und hängt auch damit zusammen, dass ich mich selbst kenne und achte mit meinen Interessen, Begabungen und Grenzen.
    Es gibt Menschen, gerade in den helfenden Berufen, die gerne für andere da sind und die quasi darin aufgehen, andere zu unterstützen und ganz für andere da zu sein. Die Gefahr ist dann groß, sich selbst zu verausgaben und zu vernachlässigen…
    Sehr mühsam hab ich selbst das Nein sagen lernen müssen… erst ein Herzinfarkt hat passieren müssen, bis ich gelernt habe, wie wichtig es ist, auch an mich zu denken. Seitdem lebe ich mehr im Gleichgewicht, Gott sei Dank ohne gesundheitliche Folgen…

    Antworten
    • Lieber Hoalan,
      das hast du schön formuliert und ganz genau darum geht es: Sich selbst zu achten – vor allem auch mit seinen Grenzen. Du durftest auf dem schmerzhaften Weg lernen, auf dich selbst acht zu geben und gut für dich zu sorgen. Wie schön, dass du keine gesundheitlichen Folgen davongetragen hast. Die Balance zu halten ist wirklich eine Kunst, die mit Achtsamkeit und Selbstfürsorge ganz gut gelingen kann.
      Alles Liebe und weiterhin viel Gesundheit für dich.

  2. Ich finde es viel schwieriger „Ja“ zu sagen.
    Ich bin schon ein paar mal ausgenutzt worden, weil ich zu oft und zu schnell „Ja“ gesagt habe.
    „Nein“ sagen fällt mir nun leichter als „Ja“ sagen.

    Antworten
    • Lieber Thomas,
      eine interessante Entwicklung und in deinem Fall nicht verwunderlich. Nun schützt du dich mit einem „Nein“ vor einer möglichen Ausnutzung / Überforderung. Ich kann mir vorstellen, dass es dir bis zu dieser Erfahrung eher schwer fiel, „Nein“ zu sagen. Kann das sein?

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