Gelassenheit ist nicht nur bewundernswert, sondern auch erstrebenswert, weil sie die Lebensqualität enorm steigert. Gelassenheit schenkt inneren Frieden und ermöglicht dadurch, mehr Kraft und Freude am Leben zu haben. Sie beugt Angst, Stress und Ärger vor und fördert dadurch die Gesundheit.
Wie aber kann man Gelassenheit lernen und was ist Gelassenheit überhaupt?
Gelassenheit ist eine innere Haltung, die auf Ruhe ausgerichtet ist. Es ist die Fähigkeit, eine unvoreingenommene Haltung zu bewahren – frei von Anhaftung oder Widerstand. Diese objektive Haltung ermöglicht, klar zu sehen und zu erkennen, wann es sich lohnt, Energie aufzubringen und wann nicht.
3 Möglichkeiten, Gelassenheit zu lernen
1. Toleranz für deine Mitmenschen
„Ich erlaube anderen Menschen zu sein, wie sie sind.“
Wie oft lassen wir uns aus der Ruhe bringen, weil sich andere Menschen nicht so verhalten, wie wir es uns wünschen? Eigentlich wären wir ja gelassen, wäre da nicht Person X, die uns mit ihren Lästereien, ihrem Drang, sich in den Mittelpunkt zu stellen oder ihrem respektlosen Verhalten aufregen würde… Was lehrt uns das Leben durch solche Menschen? Es lehrt uns das Lassen. Das Loslassen und Seinlassen.
Jeder Mensch hat die gleiche Daseinsberechtigung wie du. Jeder ist genauso viel wert wie du. Und jeder hat das Recht, seine eigenen Ansichten zu haben und seine eigene Art. Wir können Menschen nicht ändern. Alles, was wir tun können, ist unser eigenes Leben im Einklang mit unseren Werten und Wünschen zu führen und so als Inspiration und Vorbild dienen.
Verantwortung trägst du für dich und dein Handeln – übernimm diese Verantwortung und handle so, wie es für dich richtig ist. Für das Verhalten anderer Menschen hast du keine Verantwortung. Erlaube ihnen daher zu sein, wie sie sind. Das heißt nicht, dass du andere Meinungen teilen oder ein bestimmtes Verhalten gutheißen musst. Ganz und gar nicht. Dennoch liegt dein Handlungsbereich bei dir und nicht darin, anderen zu sagen, wie sie sich zu verhalten haben. Stell dir vor andere sind von ihrem Verhalten überzeugt und finden dein Verhalten unmöglich. Würdest du wollen, dass sie dich zurechtweisen, was du für dich als okay erachtest?
Frieden beginnt in dir, daher bleibe bei dir und lebe vor, was du in der Welt sehen willst. Ich weiß, dass dieses Lassen manchmal sehr herausfordernd sein kann. Doch es zu lernen ist lohnenswert. Denn wenn es dir gelingt, dich um das zu kümmern, was in deinem Verantwortungsbereich liegt und anderen erlaubst zu sein, wie sie sind, fällt jeglicher Ärger von dir ab. Du wirst erfüllt sein von Gelassenheit, von Ruhe und von Kraft.
2. Achtsamkeit für deine Grenzen
„Ich erkenne meine Grenzen und achte auf meine Kraft.“
Unsere Gelassenheit geht oft verloren, weil wir unsere Grenzen nicht achten und uns dadurch aus dem Gleichgewicht bringen. Um deine innere Mitte zu wahren ist es nötig, deine Grenzen zu achten.
- Wann wird dir etwas zu viel?
- Woran erkennst du das? (Was sind körperliche, emotionale oder psychische Anzeichen?)
- Wie kannst du dich in diesen Momenten wieder in deine Mitte bringen?
Werde achtsam für dich und deine Grenzen. Halte immer wieder inne, um dich zu fragen, wie sehr du in deiner Mitte bist. Wenn du bemerkst, dass du dabei bist, deine Grenzen zu überschreiten, dann überlege dir, wie du das verhindern kannst. Was brauchst du in diesem Moment, damit es dir gut geht?
In erster Linie brauchst du dich dazu – dich mit deiner Entscheidung, selbst für dein Wohlbefinden zu sorgen. Vielleicht hast du schon festgestellt, dass sich andere wenig um deine Bedürfnisse und Grenzen kümmern. Sie einzuhalten ist deine Aufgabe. Je mehr du lernst, die Verantwortung für dein Wohlbefinden zu übernehmen und in deiner Mitte zu bleiben, desto mehr Gelassenheit wirst du haben.
3. Flexibilität im Leben
„Ich bin entspannt und flexibel.“
Mangelnde Flexibilität kann der Grund für fehlende Gelassenheit sein. Das Leben steckt voller Überraschungen und Wendungen und ist keineswegs immer planbar. Wenn wir zu sehr an starren Plänen und Struktur festhalten, können uns Störungen jeglicher Art sehr aus der Ruhe bringen. Flexibel zu sein befähigt uns, mit den Überraschungen des Lebens erfolgreich umgehen zu können und dem Leben mit Gelassenheit und Freude zu begegnen.
Hilfreiche Fragen, um mit unverhofften Situationen gelassen umgehen können:
- Was liegt in meinem Handlungsbereich?
Diese Frage ermöglicht dir, deine Energie sinnvoll einzusetzen. Liegen Dinge außerhalb deiner Beeinflussung, ist es unnötige Energieverschwendung, sich gegen sie aufzulehnen. Wenn das Auto eine Panne hat, lohnt es sich nicht, sich darüber aufzuregen. Du kannst nichts dagegen tun.
- Wie kann ich bestmöglich mit der Situation umgehen?
Wenn Dinge außerhalb deines Einflussbereichs liegen, richte die Energie auf die Lösung. Wie kannst du bestmöglicher mit der Situation umgehen? Dein Auto hat eine Panne. Wie kannst du trotzdem zu deinem Termin kommen oder das Auto in die Werkstatt bringen? In diesem Bewusstsein ist keine Zeit für Ärger. Der Fokus auf die Lösung ermöglicht dir, Gelassenheit zu bewahren.
- Was ist mir wirklich wichtig?
Wenn ein Angebot deine Pläne kreuzt und du vor einer Entscheidung stehst, ist es wichtig, eine Entscheidung zu treffen hinter der du zu 100% stehst. Nur dann wirst du Gelassenheit beibehalten können. Triffst du eine Entscheidung zu 70%, schwingen 30% Energie in deinem Bewusstsein für die andere Entscheidung. Oft kommt dann Reue oder Ärger auf. „Ach hätte ich doch nur…“ „Was wäre, wenn…“. Frage dich vor einer Entscheidung, was dir wirklich wichtig ist zu tun und dann triff eine Entscheidung, hinter der du voll und ganz stehst.
- Welche Entscheidung steigert meine Lebensqualität?
Du kannst dich auch fragen, was deine Lebensqualität steigert. Du wolltest in den Garten gehen, aber eine Freundin fragt dich, ob du bei dem schönen Wetter Lust auf einen Spaziergang hast. Neben der Frage, wie wichtig dir die Gartenarbeit ist, kannst du in deine Entscheidung auch die Überlegung mit einbeziehen, was deine Lebensqualität steigern würde. Wie sehr bereichert dich ein Spaziergang?
- Wie kann ich vielleicht beides vereinbaren?
Wenn du gerne beides machen möchtest, ist vielleicht auch ein Kompromiss möglich. Überlege dir, ob es die Option „sowohl als auch“ gibt. Spazieren ja, jedoch maximal eine Stunde, damit dir noch Zeit für den Garten bleibt.
Gelassenheit hat viel mit Flexibilität zu tun. Und je flexibler du für die Überraschungen des Lebens bist, desto mehr Freude wirst du an den außerplanmäßigen Dingen haben können. Es kann sogar Freude machen, flexibel zu sein und seine Fähigkeit darin zu testen: „Ui, da macht mir das Leben wieder mal ein Strich durch die Rechnung. Spannend! Wie kann ich jetzt wohl damit umgehen?“ Und das voller Leichtigkeit angehen. Spielerisch. Das Leben macht Spaß – auch oder gerade durch die Überraschungen, die es für uns bereithält 🙂
Das Leben lehrt dich Gelassenheit
Das Leben lehrt uns Gelassenheit, in dem es uns mit Situationen konfrontiert, die uns Stress oder Ärger bereiten. Je mehr wir Widerstand gegen diese Dinge aufbringen, desto öfter wird uns das Leben mit diesen Gegebenheiten konfrontieren.
Wenn wir sehr gerne fixe Strukturen haben, kann es sein, dass wir immer öfter feststellen, dass nichts mehr nach Plan läuft. Legen wir uns weiter mit diesen Ereignissen an und nutzen die Lernchancen nicht, kommt das Leben mit größeren Geschützen um die Ecke. Mit Dingen, die nicht mehr in unserem Einflussbereich liegen. Nicht als Strafe, sondern als Aufforderung. Das Leben möchte uns liebevoll und manchmal auch eindrücklich dazu auffordern, flexibel zu sein und gelassen zu werden. Aufmerksam dafür zu werden, was in unserem Einflussbereich liegt und wie wir unsere Energie sinnvoll einsetzen können.
Wir können nicht immer beeinflussen, was uns widerfährt, aber wie wir damit umgehen – das liegt in unserer Macht. Mit den drei vorgestellten Möglichkeiten: Toleranz für deine Mitmenschen, Achtsamkeit für deine Grenzen und Flexibilität im Leben kann es dir gelingen, mehr Gelassenheit zu entwickeln und dein Leben mit mehr Leichtigkeit und Freude zu führen.
Welche der drei Wege möchtest du für dich ausprobieren?
Hi, ich bin Bettina. Als Coach und Autorin helfe ich hochsensiblen Menschen dabei, Stabilität und Stärke in sich selbst zu entwickeln und ein Leben zu gestalten, das sie tief im Inneren zufrieden macht.
Liebe Bettina,
ein toller Beitrag. Es hat mir viel Freude gemacht ihn zu lesen.
Ich kann einiges davon in meinen Rucksack nehmen um es bei Bedarf auszupacken.
Ich wünsche dir eine schöne Woche.
Herzliche Grüße
Nadine
Liebe Nadine,
ich freu mich riesig über dieses Feedback, vielen Dank!
Ich wünsche dir ganz viel Freude und Erfolg bei der nächsten Gelegenheit, dich in Gelassenheit zu üben. 😉
Herzliche Grüße
Bettina
Liebe Bettina,
ein wunderbarer Beitrag, der mir aufzeigt, dass es auch in meinem Leben Situationen gibt, mit denen ich achtsamer umgehen möchte.
Danke Dir herzlich für die Anregung, darüber nachzudenken und Deine Tipps in den Alltag zu integrieren.
Ich hoffe mich so oft wie möglich daran zu erinnern, um mir und meinen Mitmenschen/Situationen gelassener zu begegnen.
Liebe Grüße
Marianne
Liebe Marianne,
wie schön, von dir zu lesen. Herzlichen Dank für das Feedback und deine Gedanken dazu. Ein Tipp für die Praxis: Suche dir am besten eine konkrete Situation im Alltag aus und einen Tipp, den du in dieser Situation gerne umsetzen möchtest. Auf diese Praxisübung fokussiere dich mindestens zwei Wochen lang. Wenn du an andere Tipps denkst und diese auch umsetzen möchtest, kannst du das natürlich gerne tun, doch behalte eine Situation / Haltung im Fokus. So kann es oft besser gelingen, nachhaltig eine gelassenere Haltung zu entwickeln, als an verschiedenen Bereichen gleichzeitig zu arbeiten. Vielleicht hast du Lust, bei Zeiten deine Erfahrungen mit uns zu teilen. Ich würde mich freuen!
Liebe Grüße
Bettina
Ich weiß erst seit kurzem, dass ich hochsensibel bin. Leider kann ich noch nicht so richtig mit umgehen. Habe einfach nur Schmerzen und fühle mich unendlich allein.
Liebe Birgit,
vielen Dank für deinen Kommentar und deine Offenheit. Ja, eine Hochsensibilität kann sehr herausfordernd sein, dennoch hat sie auch sehr wertvolle Seiten. Du hast deine Feinfühligkeite gerade erst neu entdeckt. Gib dir etwas Zeit, dich mit ihr anzufreunden. Auf meinem Blog findest du auch einige Artikel, die dir beim Umgang mit ihr helfen können, wie diese hier: Hochsensibel im Beruf – Worauf hochsensible Menschen achten sollten, Reizüberflutung – 7 Tipps, um dich davor zu schützen, 5 Gaben und Herausforderungen von hochsensiblen Menschen. Was einen empfindsamen Körper betrifft (sofern deine Schmerzen darauf bezogen sind), ist die Akzeptanz natürlich oft besonders schwer. Hier braucht es viel Geduld und Sanftmut, um die Ursachen der Schmerzen ausfindig zu machen und angehen zu können.
Alles Liebe
Bettina