Ist dir schon mal aufgefallen, wie sehr wir unsere Umgebung beurteilen, kaum dass wir sie wahrnehmen?
Mir ist das vor kurzem beim Fernschauen aufgefallen.
Ich habe durch das Programm gezappt und bin bei einer Tier-Doku hängen geblieben. Ein Pavian erschien im Bild und ich fand ihn direkt, ja… hässlich. Auch ein Warzenschwein tauchte auf, für das ich direkt abwertende Gedanken hegte. Als dann ein Löwe im Bild erschien war ich sofort beeindruckt von seiner Erhabenheit und seinem Anmut. Auch als ein Reh gezeigt wurde, vielen mir sofort seine wunderschönen Augen auf.
In dem Moment ist mir aufgefallen, wie sehr ich Dinge bewerte, kaum dass ich sie wahrnehme. Ich habe innerhalb weniger Minuten so viele verurteilende Gedanken gehabt, dass ich über mich selbst schockiert war. So will ich doch gar nicht sein!
Und doch tun wir es alltäglich.
Zumindest die meisten von uns, wage ich zu behaupten.
Wir sehen. Wir bewerten – und verurteilen viel zu oft.
Wir setzen Menschen ein Etikett auf ohne zu wissen, wer dahinter steckt. Es kann die Frisur, die Kleidung oder der Beruf sein, der diese Etikettierung in uns auslöst. Die Lebensumstände, die Hautfarbe, die gemachten Erfahrungen, die wir mit dem verbinden, was wir sehen.
Aber nicht nur andere. Auch uns selbst bewerten wir viel zu sehr. Hier ein Makel, da ein Mangel, kaum dass wir über uns nachdenken.
Diese Bewertung passiert meist so unbewusst und automatisch, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen. Umso dankbarer bin ich, dass ich das in dem Moment für mich erkannt habe.
Denn das möchte ich ändern.
Ich möchte erkennen.
Ich möchte annehmen.
Ich möchte sein lassen.
Weil nur dann die Chance besteht, dass ich sehe. Anderenfalls verschließe ich mich vor dem Kern. Vor der wertvollen Seele meines Gegenübers und gebe ihm keine Möglichkeit, sich mir zu zeigen. Weil ich nur das sehe, wofür ich mich in meiner Bewertung entschieden habe. Und auch ich wünsche mir doch, von meinem Umfeld erkannt, ohne bewertet zu werden.
Lasst uns versuchen die Wertungs-Brille abzunehmen. Nichts, was wir sehen zu bewerten, sondern als das anzusehen, was es ist.
Ohne Urteil.
Und jeder darf plötzlich sein, wie er ist.
Welch schönes Gefühl!
Hi, ich bin Bettina. Als Coach und Autorin helfe ich hochsensiblen Menschen dabei, Stabilität und Stärke in sich selbst zu entwickeln und ein Leben zu gestalten, das sie tief im Inneren zufrieden macht.
Oh danke Bettina für diesen Beitrag.
Aber heute bin ich nicht ganz Deiner Meinung.
Ich glaube, dass wir aus gutem Grund aussehen wie wir eben aussehen. Und dieses erzeugt eben in unserem Gegenüber ein Gefühl.
Wenn ich ein Gesicht schnitze bediene ich mich auch dieser Tatsache. Anders wäre es ja unmöglich, mit meinem Werk etwas auszudrücken.
Ich habe oft schon bemerkt, dass auch ich in meinem Toleranzwahn, die eindeutigen Zeichen ignorierte, und mich hinterher über mich geärgert habe, da ich mir so selbst nur unnötigen Ballast aufgeladen hab.
Auf Herzensebene sind wir gleich. Aber unser Geist trennt uns. Und der Geist überlagert meist das Herz.
Ich trete schon allen Wesen mit offenem Herzen entgegen. Aber in Beziehung – egal welcher Art – gehe ich nur mit Menschen oder Tieren, wo ich fühle, dass sie mich nicht „nehmen“ wollen. Dass mir ihre Energie gut tut.
Ich bin der Überzeugung, dass es unsere Pflicht ist, uns abzugrenzen. Wir können ohne Probleme mit allen Herzen auf der Welt verbunden sein. Aber wir können unmöglich mit allen Wesen hier unsere Zeit verbringen. Daher wähle ich sorgfältig.
Alles Liebe,
Martin
Lieber Martin,
vielen Dank für deine Gedanken dazu.
Ich bin ganz deiner Meinung, dass wir hier nicht mit jedem Wesen unsere Zeit verbringen können und darum geht es auch gar nicht, aber anhand dem äußeren Erscheinungsbild möchte ich nicht entscheiden, mit wem ich meine kostbare Zeit verbringe, sondern anhand dem Gefühl, das mir ein Mensch gibt. Und das kann völlig von dem abweichen, was mein Verstand mir im ersten Moment einredet. Ich habe beispielsweise schon einige Hunde kennengelernt, die mich in ihrem Äußeren überhaupt nicht angesprochen haben, aber deren Charakter sich als so liebenswert herausgestellt hat, dass ich den Hund sehr gemocht habe. Auch Menschen habe ich schon falsch beurteilt, noch ehe ich ihnen die Chance gab, sich mir wirklich zu zeigen. Als ich sie kennengelernt habe, habe ich sie lieben gelernt. Und dazu musste ich mein Ego beiseite schieben und mich mit dem Herzen auf den Menschen einlassen. „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Da gebe ich dem kleinen Prinzen meinen ganzen Zuspruch. Ich möchte mit dem Herzen entscheiden, wer in mein Leben darf – und nicht mit meinem Verstand. Zumindest versuche ich das 😉
Aber das bleibt jedem selbst überlassen. Wenn du eine andere Überzeugung hast, dann ist es auch gut, dass du sie lebst. Denn nur dann lebst du im Einklang mit dir. Es gibt kein richtig und falsch. Jeder wählt für sich den Weg, den er als stimmig empfindet.
Nochmal vielen Dank, dass du deine Gedanken mit uns teilst und uns so die Möglichkeit zur Diskussion und zum Austausch gibst.
Alles Liebe
Bettina
Ja danke Bettina,
man sieht nur mit dem Herzen gut. Auch mein Lieblingsspruch. Ich liebe den kleinen Prinz.
Du hast Dir ja auch ein schwieriges Thema hier ausgesucht. Ich dachte, als Du die Fernsehbilder von den Warzenschweinen erwähntest, sofort an zwei hässliche Hängebauchschweine in der Westernstadt. Ich habe dort mal zur Aushilfe 2 Wochen die Kleintiere versorgt. Und die beiden Schweine waren die asozialsten Tiere dort. Sie warfen den anderen Tieren den Futternapf um, ließen keine Anderen an ihren Futternapf, … . Ich sperrte sie dann immer vor den Futterzeiten weg. Und von dieser Zeit an, habe ich meinen Schweinebraten mit höchster Genugtuung genossen.
Ja und auch bei den Menschen ist das ja eine Frage der Bewusstheit. Es geht ja nicht um Hautfarbe und Frisur. Und es geht auch darum hinter die Masken zu blicken. Ja wir erkennen auch blind, wenn wir den Energiefluss bewusst erfühlen. Vielleicht sogar besser.
Alles Liebe,
Martin
Hallo Martin,
danke für deine Schilderung, ich kann mir dein Erlebnis mit den Hängebauchschweinen ziemlich bildhaft vorstellen 🙂 Ganz genau, es ist eine Frage der Bewusstheit.
Ganz liebe Grüße
Bettina