Wir Menschen haben durch die Gesellschaft und Medien eine Norm und Regel für alles. Wer ins Raster passt, hat Glück gehabt, wer aus dem Rahmen fällt – egal in welche Richtung – hat oft mit Kritik, Ablehnung und somit auch mit sich selbst zu kämpfen. Schließlich passt man nicht so, wie es „sein soll“, möchte das aber gerne.
Wer ein schwaches Selbstwertgefühl hat, neigt dazu, sich zu verstellen, um der Norm zu entsprechen und akzeptiert zu werden. Und dafür zahlt einen hohen Preis: Den Schmerz, nicht er selbst zu sein. Zudem baut er sich nur scheinbar ein Selbstwertgefühl auf.
Was du dir damit antust, wenn du dich für andere verbiegst und wie du echtes Selbstwertgefühl aufbauen kannst, das dich befähigt, du selbst zu sein, erfährst du in diesem Beitrag.
Warum du nach trügerischem Selbstwertgefühl strebst
Wenn wir in irgendeiner Art und Weise aus dem Raster fallen, zum Beispiel eine andere Hautfarbe haben, besonders groß gewachsen sind, überdurchschnittlich sensibel oder auch andere Lebenswege einschlagen, als die Mehrheit der Menschen, kann diese „Mehrheit“ darauf ziemlich hart reagieren. Zum Beispiel mit:
- Ausgrenzung
- Ablehnung
- Anfeindung
- Beleidigung
- Demütigung
- Mobbing
Solche Reaktionen können psychisch und körperlich sehr belasten und das eigene Selbstwertgefühl enorm schwächen. Um das zu vermeiden bemühen sich die „Betroffenen“, insbesondere außergewöhnliche Menschen, sich stark anzupassen und für andere zu verbiegen, um ins Raster zu passen. Aber auch Menschen mit einem schwachen Selbstvertrauen, das scheinbar unbegründet ist, verfolgen die Strategie der Anpassung. Sie alle wollen ihrem Umfeld gefallen und allgemeine Anerkennung sicherstellen, um das Gefühl zu haben, gut genug zu sein. Aus dieser Bestätigung ziehen sie ihr Selbstwertgefühl.
Bestätigung und Anerkennung bekommen, heißt demnach: Ich bin gut und richtig.
Ich selbst habe diese Strategie lange gelebt, weil ich mich aufgrund meiner (mir damals nicht bekannten Hochsensibilität) stark anders und falsch fühlte und mir sehnlichst wünschte, „richtig“ zu sein. Wenn wir die Strategie der Anpassung verfolgen, begehen wir jedoch zwei schwerwiegende Fehler.
Was du dir damit antust, wenn du dich verstellst, um daraus deinen Selbstwert zu ziehen
1. Du machst dein Selbstwertgefühl von Äußerem abhängig
Wenn du dein Selbstwertgefühl aus der Bestätigung anderer ziehst, dann baust du es auf einer unbeständigen Grundlage auf. Du machst es von äußeren Umständen abhängig. Von anderen Menschen und ihrer Meinung über dich. Du hast es auf Sand gebaut.
Dein Selbstwertgefühl hält daher nur so lange, wie die Bestätigung von außen gegeben ist. Danach zerfällt es und du fühlst dich so klein wie zuvor.
Um dein Selbstwertgefühl beizubehalten, musst du es daher wieder neu aufbauen, also: die äußeren Umstände schaffen und die Bestätigung anderer Menschen einholen. Schließlich ist das die Basis, aus der du dein Selbstwertgefühl beziehst. Du baust also eine neue Sandburg und hoffst, dass keine Flut kommt. Doch die Flut kommt immer und immer wieder. Und du musst immer und immer wieder eine neue Burg aufbauen.
Doch damit nicht genug.
Weil du keine Anerkennung für das bekommst, was du bist, sondern für das, was du vortäuschst zu sein musst du dich dabei auch noch ständig verbiegen und verstellen.
In Wahrheit magst du keine Burgen am Strand bauen. Aber weil jeder erwartet, dass du am Strand auftauchst und eine Burg baust, gehst du immer dorthin und baust brav Sandburgen. Dabei würdest du lieber in den Wald gehen und auf der Wiese im Blumenmeer baden.
Und das ist das zweite Problem:
2. Du lebst in einem ständigen inneren Konflikt.
Du lebst einen Zustand, der dir tief im Inneren widerstrebt, weil du nicht du selbst bist. Und das bist du nicht einmal, weil du es nicht kannst, sondern, weil du es dir nicht erlaubst. Du wartest auf die Erlaubnis der anderen, auf der Wiese spielen zu dürfen, doch bekommst sie nicht. Deswegen fühlst du dich gezwungen, an den Strand zu gehen und Sandburgen zu bauen. Weil man es von dir erwartet. Weil es alle verlangen. Weil du es von dir verlangst. Nur dann bist du gut und richtig.
So führst du ein Leben ausgerichtet an den Erwartungshaltungen anderer Menschen und verpasst damit dein eigenes Leben. Dieser Zustand wird dich früher oder später unglücklich machen. Irgendwann wirst du der Rolle nicht mehr gewachsen sein, die du vorgibst zu sein, weil das Ungleichgewicht in dir so groß geworden ist, dass es dich tief schmerzt. Die Lüge wiegt zu schwer.
Dann kann es sein, dass du dich zurückziehst. Nicht nur in dich, sondern auch vom sozialen Umfeld:
- Damit du keine Möglichkeit hast, das anstrengende Spiel weiter vortäuschen zu müssen.
- Damit du die Last der Lüge nicht mehr spürst.
- Damit du dir das Gefühl ersparst, dass man dich nicht wegen deiner selbst mag.
Auf Dauer kann ein sehr angepasstes Verhalten psychisch krank machen und zu neben dem Rückzug auch zu großer Einsamkeit und Depressionen führen. Das habe ich selbst erleben dürfen.
Diese Folge kann man in extremer Form auch an einigen Stars beobachten, die dem Drogen- und Alkoholkonsum verfallen sind. Sie haben den Punkt erreicht, an dem der innere Konflikt zu groß geworden ist und sie es nicht mehr geschafft haben, der Rolle standzuhalten, die sie in der Öffentlichkeit vorspielen müssen.
Was echtes Selbstwertgefühl bewirkt
Es kostet Mut, man selbst zu sein und dennoch ist dieser Mut aller Einsatz wert. Denn wenn du dir erlaubst du selbst zu sein, baust du dir ein echtest Selbstwertgefühl auf, das zu deiner unumstößlichen Sicherheit in dir wird. Denn:
- Echtes Selbstwertgefühl ist dauerhaft
Durch ein wahres Selbstwertgefühl bist nicht mehr auf die Meinungen anderer und ihre Zustimmung und Anerkennung angewiesen. Du brauchst sie nicht mehr für dein Selbstwertgefühl. Es entspringt aus deinem Inneren und ist somit von nichts Äußerem abhängig. - Echtes Selbstwertgefühl richtet dich von innen auf
Echtes Selbstwertgefühl erwächst in dir und richtet dich innerlich auf. Diese innere Aufrichtung sieht man jedoch auch äußerlich. Wie innen so außen. Du gehst aufrechter, weil du von innen gestärkt und aufgerichtet bist. - Echtes Selbstwertgefühl macht dich selbstbewusst
Die innere Stärke eines wahren Selbstwertgefühls bringt auch eine selbstbewusstere Ausstrahlung mit sich. Du verlierst die Angst vor Kritik, weil dich Kritik und Ablehnung nicht mehr so einschüchtern. Du weißt, dass lediglich du mit dir im Reinen sein musst. So kannst du mutig deinen persönlichen Weg gehen, weil deine Sicherheit in dir liegt und du gelernt hast, mit Ablehnung umzugehen.
4 Möglichkeiten, echtes Selbstwertgefühl zu entwickeln
Folgende Tipps helfen dir, ein stabiles Selbstwertgefühl aufzubauen
1. Betrachte dich mit positiven Augen
Das, was andere an dir kritisieren, kann eine Stärke von dir sein. Ich wurde früher zum Beispiel oft für meine ruhige Art kritisiert, was mich sehr belastet hat. Ein ehemaliger Chef hat diese Eigenschaft jedoch als Stärke angesehen. Er sagte mir, dass ich Ruhe in das unruhige Team bringe. Und zum ersten Mal habe ich meine vermeintlich negative Eigenart als einen positiven Wesenszug gesehen und begonnen, ihn als wertvollen Teil von mir zu akzeptieren.
So wie alles im Leben seine Gegensätze hat, habe ich inmitten extrovertierter und impulsiver Menschen den Gegenpol dargestellt und Balance geschaffen, die für ein harmonisches Miteinander nötig war.
Auch du wirst so, wie du bist, gebraucht, weil du als wertvoller Teil des Ganzen für das Gleichgewicht nötig bist.
2. Vergleiche dich nicht
Wenn du dich mit anderen vergleichst und anders sein willst, als du bist, dann leidest du. Du führst einen inneren Kampf gegen dich selbst, weil du bejahst, dass du nicht gut genug bist und dass du anders sein solltest. Lass die anderen andere sein. Du besitzt eine Einzigartigkeit, die dich auszeichnet und gelebt werden will. Du machst die Vielfalt in der Welt aus. Wenn alle gleich wären, wäre das Leben sehr eintönig und farblos. Es gibt keine Konkurrenz, weil jeder einzigartig ist. Konzentriere dich daher auf dein Leben und auf das, was dich glücklich macht. Und dann bereichere die Welt mit deiner ganz eigenen Farbe 🙂
3. Erfülle keine Erwartungen, die dir nicht entsprechen
Versuche nicht ständig die Erwartungshaltungen anderer zu erfüllen, wenn sie dir nicht entsprechen. Damit tust du dir selbst Gewalt an. Du unterdrückst und verbiegst dich, um in ein Raster zu passen, das nicht für dich gemacht ist. Und das ist schmerzhaft.
Du musst nicht allen gefallen und du kannst es auch gar nicht. Früher oder später wirst du an diesem Vorhaben scheitern. Erfülle stattdessen deine eigenen Ansprüche: Mit dir selbst im Reinen zu sein und danach zu leben und zu handeln, was sich für dich gut anfühlt. Du hast eine Weisheit in dir, die dich durchs Leben trägt. Höre auf diese Weisheit, auf deine innere Stimme, und tue das, was stimmig für dich ist. Egal, welche Konsequenzen das scheinbar hat. Wenn es für dich richtig ist, wird es gut werden. Handle liebevoll aber dennoch in Übereinstimmung mit dir. Und du wirst erstaunt sein: Wenn du authentisch bist, werden dich mehr Menschen mögen, als wenn du versuchst, es allen recht zu machen. Denn dann zeigst du Persönlichkeit. Und erst dann können dich Menschen für das mögen, was du bist, weil du dich zeigst, wie du bist.
4. Umgib dich mit positiven Menschen
Du brauchst keine Menschen in deinem Umfeld, die dich herunterziehen oder denen du etwas vorspielen musst, um von ihnen akzeptiert zu werden. Wenn das jemand von dir erwartet, dann ist er nicht wahrhaftig an dir interessiert, sondern nur an der Rolle, die du für ihn spielst. Auch wenn du für einen Moment Sicherheit und etwas Gewohntes verlierst: Lass diese Menschen ziehen und umgib dich mit Menschen, die dir gut tun. Die dich für das lieben, was du bist und dir Kraft und Unterstützung geben, du selbst zu sein. Nur sie helfen dir, dich in dir zu festigen und deinen ureigenen Weg zu gehen.
Selbstannahme ist der Schlüssel zum Frieden
Vielleicht bist du im Vergleich zur Mehrheit ein wenig anders – egal in welcher Richtung – egal ob innen oder außen. Lass dich davon nicht irritieren.
Fang nicht an, dich in ein Raster zu zwängen, das nicht für dich gemacht ist.
Fang nicht an, ein Leben – ausgerichtet an den Erwartungshaltungen anderer – zu führen und dich damit unglücklich zu machen.
Tu dir nicht selbst diese Gewalt an.
Es wird immer Menschen geben, die dich nicht mögen, weil du nicht so bist, wie sie es sich vorstellen. Aber das ist okay. Das sind ihre Erwartungshaltungen an dich, die du keineswegs erfüllen musst. Sie erfüllen doch auch nicht deine, oder? Und ist es nicht egoistisch und gewaltsam, dich zu etwas zu machen, was du nicht bist, nur um ihnen zu gefallen?
In meinen Augen ist das sehr gewaltsam.
Vergiss nicht, dass du ihre Anerkennung nicht brauchst, um dein Selbstwertgefühl zu stärken. Im Gegenteil. Wahres Selbstwertgefühl wächst durch die Akzeptanz deiner selbst. Durch Selbstliebe und der Erlaubnis, du selbst zu sein. Mit allem, was du bist. Dann bist du echt, authentisch und in Harmonie mit dir selbst. Und dann weißt du auch, dass es ein Verrat an dir selbst wäre, wenn du dich verbiegst um diesen anderen zu gefallen.
Und weil du dann so ehrlich und echt bist, wirst du Menschen treffen, die dich um deiner selbst willen mögen.
Denn so paradox das ist:
Je weniger du versuchst, anderen zu gefallen, desto mehr werden sie dich mögen. Sam Feuerstein
Wage es, du selbst zu sein. Denn andere brauchen dich so, wie du bist!
Und wenn du möchtest, helfe ich dir dabei in meinem Onlineprogramm „Endlich wertvoll!“ Wie du es schaffst, dich wertvoll zu fühlen und dir selbst zu vertrauen, ohne die Liebe und Bestätigung anderer dafür zu brauchen.
Hi, ich bin Bettina. Als Coach und Autorin helfe ich hochsensiblen Menschen dabei, Stabilität und Stärke in sich selbst zu entwickeln und ein Leben zu gestalten, das sie tief im Inneren zufrieden macht.