Zeit- und Energieräuber loslassen
Ausmisten, aufräumen, entrümpeln – den Drang dazu verspüren wir oft im Frühling. Mit dem Neuanfang in der Natur kommt oft auch der innere Wunsch auf, sich frei zu machen und ebenfalls neu anzufangen. Die Natur macht uns dabei deutlich, dass Raum nötig ist, um neu erblühen zu können, wodurch für uns oft spürbar wird, dass unser eigener Raum zum Erblühen fehlt. Dass unser Leben viel zu vollgestopft ist mit unnötigem Ballast – nicht nur materiell. Und deswegen wollen wir ausmisten.
Warum wir immer mehr anhäufen anstatt ausmisten
Wie kommt es überhaupt dazu, dass wir immer wieder so viel anhäufen, was wir gar nicht brauchen oder uns nicht guttut, anstatt dass wir regelmäßig ausmisten? Das liegt vor allem daran, dass unser Leben so voll und kompliziert geworden ist. Überall geht es um schneller, weiter, höher. Um das Mehr an Leistung, Luxus oder Dingen. Die Werbung und Gesellschaft suggerieren uns überall, dass wir bestimmte Dinge brauchen oder leisten müssen, um überhaupt glücklich oder erfolgreich sein zu können. Die Folge: Wir genügen uns nicht mehr. Unser Leben genügt uns nicht mehr. Wir definieren unseren Wert über das, was wir leisten, anstatt über das, was wir sind. Über das, was wir haben, anstatt das, was wir brauchen.
Und so füllen wir ständig unser Leben mit einem Mehr auf. Und das Schlimme daran: Wir merken es oft nicht einmal. Wir spüren uns selbst kaum noch in dem vollgestopften Leben, das uns so langsam aber sicher über den Kopf wächst. Uns erdrückt. Uns daraufhin trainiert, immer besser zu funktionieren, während die Lebendigkeit und das Glück auf der Strecke bleiben.
Was uns wirklich glücklich macht
In der Einfachheit liegt das Glück. Im Weniger, weil das Weniger mehr ist. Woran wir das erkennen können? Weil die Dinge, die uns aus tiefstem Herzen glücklich machen, nicht materieller Natur sind. Nicht mit Geld zu kaufen sind. Nicht mit Leistung oder Erfolg zu tun haben.
Das, was uns wirklich glücklich macht, ist Lebenszeit, die mit dem Herzen gelebt wird. Momente, in denen geliebt und gelacht wird. In denen dein Herz berührt ist von Liebe – ganz gleich welcher Art. Augenblicke, in denen du das Gefühl hast, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und alles gut ist, wie es ist. In denen Leistung und Erfolg verschwinden und nichtig werden. In denen das einfache Sein am Leben das Glück selbst darstellt.
Ausmisten – Hol dir die Leichtigkeit in dein Leben zurück
Erlaube dir das Geschenk der Freude und Lebendigkeit, indem du dich frei machst von dem, was dein Leben unnötig vollstellt. Und dabei meine ich nicht zwangsweise materielle Dinge, sondern auch Gewohnheiten, Gedanken, Aktivitäten oder sogar Menschen, die dir den Raum zum Atmen nehmen. Die dein Leben füllen, jedoch nicht erfüllen, sondern verstopfen. Es schwer machen, anstatt leicht.
Manchmal ist uns gar nicht bewusst, wie viel Raum wir haben könnten, wenn wir ausmisten würden – losließen von dem, was wir nicht brauchen und uns nicht guttut.
Ausmisten leicht gemacht – in 4 Schritten zu mehr Freiheit
Ausmisten bedeutet, sich von den Dingen zu trennen, die wir nicht (mehr) brauchen und genau das möchte ich mit dir gerne machen. Dein Leben anschauen und herausfinden, was dir nicht mehr dienlich ist und du ausmisten möchtest.
Für die folgenden vier Schritte lohnt es sich, dir Zeit zu nehmen. Setze dich an einen ruhigen Ort, an dem du dich wohlfühlst und an dem du eine Weile ungestört bist. Was du brauchst sind ein Stift und Papier, auf das du schreiben kannst.
Schritt 1: Womit ist dein Leben gefüllt?
Damit du überhaupt erkennen kannst, was für ein Leben du führst, müssen wir dein Leben erst einmal unter die Lupe nehmen. Nur dann kannst du für dich Bilanz ziehen und schauen, wovon du dich lösen möchtest.
Die Leitfrage: Womit ist dein Leben gefüllt?
Nimm ein Blatt Papier und schreibe alles auf, was dir einfällt:
- Welchen Aktivitäten gehst du nach?
- Welche Gedanken denkst du häufig?
- Welche Gefühle fühlst du häufig?
- Welche Gewohnheiten hast du?
- Welche Menschen umgeben dich die meiste Zeit?
- In welcher Umgebung hältst du dich hauptsächlich auf?
Schritt 2: Was gibt dir Energie?
Nimm ein neues Blatt, unterteile es mit einer Linie in zwei Hälften und schreibe auf die eine Hälfte alles auf, was dir Energie gibt. Unabhängig davon, ob es Raum in deinem Leben hat oder nicht.
- Was schenkt dir Energie?
- Wann fühlst du dich kraftvoll?
- Was macht dich glücklich?
- Wann fühlst du dich frei und leicht?
- Wo fühlst du dich wohl?
Auch hier geht es nicht nur um Aktivitäten, sondern um alles, was dir Kraft schenken kann – Gedanken, Gewohnheiten, Menschen oder Umgebungen. Texte, Songs, Geräusche oder Bilder. Was auch immer dir einfällt und Energie gibt, schreibe es auf.
Kreuze im Anschluss an, was dir besonders wichtig ist und wovon du gerne mehr im Leben haben willst.
Schritt 3: Was raubt dir Energie?
Schreibe auf die andere Hälfte des Blattes alles auf, was dir Energie nimmt.
- Was kostet dich viel Kraft?
- Was raubt dir Energie?
- Was machst du überhaupt nicht gerne?
- Was zieht dich herunter?
Ziehe auch hier neben den Aktivitäten wieder Gedanken, Gewohnheiten, Menschen oder Umgebungen mit ein. Was auch immer dir einfällt und Energie nimmt, schreibe es auf.
Schritt 4: Eine Entscheidung treffen und tun, was nötig ist
Gehe nun wieder zu Schritt 1, bei dem du auf einem Blatt alles aufgelistet hast, was Raum in deinem Leben hat. Bewerte die Dinge, die dort stehen, hinsichtlich Energie und Zeit (Setze ein bis drei + oder – hinter die einzelnen Punkte).
Welche Erkenntnis ergibt sich daraus? Gefällt dir was du siehst? Sind + und – ausgeglichen? Oder sind mehr Dinge aufgelistet, hinter denen ein Minus steht? Wünschst du dir mehr Dinge in deinem Leben, die ein + zeigen?
Wenn du mit dem Ergebnis nicht zufrieden bist, frage dich im Anschluss:
Was möchtest du von den Dingen, die dir Kraft und Energie nehmen, loslassen? Was könntest du auch loslassen? Was bräuchte vielleicht sogar nur deine echte Entscheidung, sie loszulassen, dann wärst du frei? Hättest Raum geschaffen, den du füllen könntest mit den Dingen, die dir Kraft und Energie schenken?
Triff eine Entscheidung – die Entscheidung, was für ein Leben du führen möchtest –
und tue, was dafür nötig ist.
Sei es dir wert.
Die Kraft einer echten Entscheidung
Ich selbst habe mich erst vor kurzem von zwei Dingen getrennt: Von einer Aufgabe, die ich mir selbst auferlegt habe und von der ich glaubte, ich müsse sie tun.
Kennst du das: Du hast einen Anspruch an dich und nimmst dir daraufhin eine Aufgabe vor. zB: „Zwei Mal pro Woche werde ich zum Sport gehen. / Alle zwei Tage werde ich meine E-Mails checken / Alles zwei Wochen treffe ich mich mit einer alten Schulfreundin“ Sowas in der Art. Und irgendwie stellst du mit der Zeit fest, dass du die dir selbst auferlegte Aufgabe gar nicht gerne machst. Aber dein Anspruch, deine Verpflichtung dir selbst gegenüber, lässt dich daran festhalten.
Kennst du das?
Die andere Aufgabe, die ich losgelassen habe, war eine Aufgabe, die ich aus Unbewusstheit und Freundlichkeit übernommen habe. Ich habe zu schnell: „Ja, mach ich.“ gesagt, ohne zu überprüfen, ob ich das wirklich leisten will und vor allem leisten kann.
Kennst du das vielleicht auch?
Und dann tust du aus Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein etwas, was dir im Grunde gar nicht guttut. Wofür du im Grunde gar keine Zeit oder auch keine Lust hast. Aber du hast ja bereits „ja“ gesagt und willst dein Wort halten.
Als die innere Unruhe und der Stress in meinem Leben dominanter wurden (die Botschaft meines Körpers, dass ich nicht im Einklang mit mir bin), bin ich in mich gegangen und habe Bilanz gezogen: Warum fühle ich mich immer energieloser? Womit fülle ich mein Leben und was genau tut mir nicht gut? Ich habe schnell erkannt, „wo der Schuh drückt“. Was die Auslöser sind und demnach, was ich nicht mehr in meinem Leben haben möchte.
Ausmisten war das Zauberwort.
So habe ich (endlich wieder) mich und mein eigenes Wohlergehen in den Mittelpunkt gestellt. Mich selbst wichtig gemacht. Denn es ist mein Leben und ich will, dass es mir gut geht. Ich will mein Leben nicht mit Dingen füllen, die mir nicht guttun. Die mir Zeit und Energie rauben. Die mir meine Kraft und Lebensfreude nehmen.
Mit der Kraft einer klaren Entscheidung im Rücken, dass es das Richtige für mich ist, habe ich mich von den Dingen getrennt, die mir nicht guttaten.
Ausmisten – der befreiende Moment, wenn das Herz leichter wird
Leichter wurde es für mich bereits, nachdem ich die klare Entscheidung getroffen habe, was ich loslassen möchte. Richtig befreiend wurde es dann, als ich diese Dinge auch tatsächlich losgelassen habe. Getan habe, was getan werden musste, um mich zu trennen. Als meine Seele den Raum bekommen hat, den sie zum Atmen brauchte. Ich habe Freiheit gespürt und die Freude darüber, dass ich mein Leben wieder selbst in der Hand habe. Dass ich es selbst nach meinen Wünschen und Vorstellungen gestalten kann.
Ausmisten – entrümpeln – loslassen. Das heißt nicht, dass das immer einfach ist und dass da nicht auch ein Schmerz mit dabei sein kann. Manchmal hängen wir an Gewohnheit, an Dingen oder Menschen, obwohl sie uns nicht guttun. Wir haben uns in eine Abhängigkeit begeben, glauben, diese Dinge ja irgendwie auch zu brauchen. Einerseits wollen wir nicht wirklich loslassen. Andererseits aber doch, weil wir spüren, dass es an der Zeit ist. Und genau darin liegt die Herausforderung: Deiner inneren Stimme zu vertrauen. Dem aufkommenden Zweifel in dir, ob das alles noch so passt, seine Berechtigung zu geben und nachzuspüren, wo der Schuh drückt. Wo das Leben nicht mehr passt und dann dafür sorgen, dass es wieder passend wird. Diese Schritt kann Kraft und Überwindung kosten, aber dein Herz wird es dir danken, wenn du seiner Stimme folgst.
Achtsamkeit für ein leichtes und harmonisches Leben
Achtsamkeit ist für mich der Schlüssel, um Energie und Zeiträubern vorzubeugen und das Ausmisten gering zu halten. Denn wenn ich achtsam bin, fälle ich keine vorschnellen Entscheidungen.
Achtsamkeit schenkt mir einen Moment Zeit, um innezuhalten und in mich hinein zu spüren. Vor Entscheidungen habe ich mir angewöhnt, mir die Frage zu stellen: Stimmt es für mich? – und dann lauschen und spüren. Mein Körper, mein Gefühl zeigt mir oft deutlich, ob das, was ich vorhabe, mir wirklich guttut oder nichtgut, ob es für mich passt oder nicht. Und auch dein Körper kann dir das gut vermitteln – wenn du hinhörst. Wenn du lernst, achtsam zu sein und erst zu entscheiden, nachdem du für dich gespürt hast, ob es für dich passt.
Achtsamkeit hilft mir auch, Energie- und Zeiträuber frühzeitig zu erkennen aus loszulassen. Wenn ich mich regelmäßig frage, ob mein Leben, so wie ich es führe und fülle, mir guttut, kann ich früh erkennen, wo sich möglicherweise Zeit- und Energie-Räuber einschleichen. Ich kann achtsam bleiben und wenn ich merke, das passt wirklich nicht, kann ich frühzeitig die Reißleine ziehen und ausmisten, was mir nicht guttut und ich nicht mehr brauche.
Erlaube dir ein Leben in Freude und Leichtigkeit und nutze doch den Frühling zum Ausmisten.
Weniger von dem, was dir nicht guttut und Energie nimmt.
Mehr von dem, was dir guttut und Energie schenkt.
Weil du es dir wert bist!
Was möchtest du loslassen und wovon möchtest du mehr in deinem Leben?
Hi, ich bin Bettina. Als Coach und Autorin helfe ich hochsensiblen Menschen dabei, Stabilität und Stärke in sich selbst zu entwickeln und ein Leben zu gestalten, das sie tief im Inneren zufrieden macht.